© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/97  18. April 1997

 
 
Zeitschriftenkritik: "Junges Forum"
Das andere Europa
von Hanno Borchert

Im Laufe der 60er Jahre bildete sich in Europa eine politisch-intellektuelle Bewegung heraus, in deren Mittelpunkt unter anderem die Europaorientierung anstelle des Staatsnationalismus, der regionalistische, föderative Aufbau im Inneren und das Primat der Politik vor der Ökonomie stand. In Frankreich beispielsweise fand diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt 1968 in der Gründung der GRECE, mit der die "Nouvelle Droite" ihr ideologisches Zentrum erhielt.

Doch schon im März 1964 erschien in Hamburg erstmalig das Junge Forum. Programmatisch hieß es im Vorspann der ersten Ausgabe: "Junges Forum soll allen jenen volksbewußten Kräften offenstehen, die sich über neue Formen und neue Grundlagen Gedanken machen. Leute mit Vorurteilen, die gestrigem Erleben und Denken entspringen, sollen nicht angesprochen werden." Folgerichtig sagte man sich von der revisionistischen NS-Vergangenheitsbewältigung der DRP oder NPD los. Und man distanzierte sich sehr früh vom westorientierten Konservatismus Adenauerscher Prägung, der nach Ansicht der Herausgeber des Jungen Forums keinen Begriff für Volk, Land und Leben hatte. Der atlantischen und antikommunistischen Orientierung der alten Rechten wurde das Konzept der Äquidistanz zu den Blöcken in Ost und West entgegengesetzt.

Neben Lothar Penz und Wolfgang Strauss war es vor allem Henning Eichberg, der den Begriff des Volkes in verschiedenen Aufsätzen in den Mittelpunkt stellte, so daß die nationale Frage eben nicht als konservativ erschien, sondern als demokratische Infragestellung der bestehenden Staaten und Reiche. Das bezog sich ausdrücklich nicht nur auf das deutsche Volk, sondern auf die Völker weltweit. In diesem Zusammenhang wurde auch der Begriff des "Eth-nopluralismus" (in Heft 5/1973) geprägt, der die ethnischen Eigenarten als Wert für sich anerkannte und alle Ideologien, die von einer abstrakten Gleichheit ausgehen als naturwidrig und damit auch völkerfeindlich verwerfen mußte: "Daraus", so schreibt Henning Eichberg, "ergab sich nicht zuletzt eine neue Aufmerksamkeit für die soziale Frage – Kapitalismuskritik, multinationale Konzerne – und eine ökologische Kritik, die dann in die neuentstehende grüne Bewegung einmündete."

Das Junge Forum, das bis heute der zutiefst humanen Idee des "Europa der Völker und Regionen" treu geblieben ist, die immer auch eine Absage an Zentralmachtordnung und Fremdbestimmung war, ist in Deutschland als älteste existierende Kaderschrift der authentischen "Neuen Rechten" immer hart am Puls des jeweils aktuellen politischen und gesellschaftswissenschaftlichen Diskurses geblieben. Die nun begonnene Zusammenarbeit mit dem europaweit arbeitenden Netzwerk "Synergon" bestätigt dies erneut mit der aktuellen Ausgabe des Jungen Forums: "Das andere Europa", die in neuer Aufmachung in mehreren Aufsätzen von Robert Steu-ckers, Claudio Finzi und Lucien Favre das Bild eines wirklich alternativen Europa zeichnet.

"Junges Forum" erscheint zweimonatlich im Verlag Deutsch-Europäischer Studien, Postfach 111927, D-20419 Hamburg. Einzelheft: DM 6,–. Jahresabo: DM 18,–


 
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