© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/97  25. April 1997

 
 
Hochschülerschaftswahlen: Debatte um Studiengebühren
Zurück zur Elite-Uni
von Jürgen Hatzenbichler

An der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hat die Studentenfraktion "Move" eine Umfrage in Auftrag gegeben, die sich mit der Stellung der Studenten zur Frage der Studiengebühren befaßt. Gesamtergebnis: Immerhin 39 Prozent der WU-Studenten können sich Studiengebühren vorstellen, 59 Prozent sind dagegen. Den "Move"-Vertretern ist allerdings klar, daß an der geisteswissenschaftlichen Studienrichtung die Stimmung durchaus anders sein dürfte: "Die WU-Studenten verfügen aber über die beste Kenntnis der ökonomischen Situation Österreichs."

Die Umfrage, die vom OGM-Institut durchgeführt wurde, ergab, daß sich von den Studiengebühren-Befürwortern 24 Prozent einen monatlichen Beitrag von 500 Schilling vorstellen können, 31 Prozent bis 1.000 Schilling, 25 Prozent bis 2.000 Schilling und 21 Prozent sogar mehr als das. Vor allem VP-orientierte (53 Prozent) und freiheitliche Studenten (42 Prozent) sind dafür. Bei sozialdemokratisch ausgerichteten WU’lern hat man immerhin noch 23 Prozent Zustimmung. "Move" ist trotzdem gegen Studiengebühren: "Sie dienen in der gegenwärtigen Situation nur dem Stopfen von Budgetlöchern und kommen nicht den Studenten zugute."

Weiteres Ergenis der WU-Umfrage des OGM-Instituts: 48 Prozent der Wirtschaftsstudenten sind durchaus dafür, daß in der Studieneingangsphase mittels "Knock-out-Prüfungen" ausgesiebt wird. Die Debatte um Studiengebühren wird mit dieser Umfrage vor den Hochschülerschaftswahlen, die Mitte Mai stattfinden, wohl wieder angeheizt werden. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) als gesetzlich fixierte Standesvertretung der Studierenden in der Alpenrepublik hat sich bisher immer deutlich gegen Studiengebühren ausgesprochen. Daß sich an den Hochschulen trotzdem einiges verändern wird, scheint aber klar zu sein und dürfte nicht umbedingt vom politischen Willen der Studenten abhängen, deren Standesvertretung durch eine Wahlbeteiligung von von rund 30 Prozent als nicht sehr repräsentativ erscheint.

Der Staat wird die Schrauben sehr wohl anziehen. Schon jetzt machen vor allem Einsparungen den Universitäten zu schaffen. Das kann bis zum Frotzeln der Studenten gehen. So ging in Klagenfurt der Kopiererklau um, weil man den Studenten "aus Kostengründen" nicht mehr so viele dieser wesentlichen Arbeitsgeräte zur Verfügung stellen könne. Beim Universitätsparkplatz überlegt man sich die Einführung von Parkplatzgebühren. Dieser skurrile Weg zurück zur "Eliten-Uni" scheint vor allem über finanzielle Hürden zu laufen.

Gleichzeitig dürfte es aber keine leistungsmäßige Verschärfung geben, denn die geplante Einführung von Kurzstudien von sechs Semester Länge entwertet Vollstudien ebenso, wie die neuen Fachhochschulen Abgänger produzieren, die gefragte Konkurrenten zu Uni-Absolventen sind. Österreichs Studenten-Szene wird so "wirtschaftskompatibler". Das heißt noch nicht, daß sie leistungsmäßig besser wird. Für Eliten-Unis gibt es keine Konzepte. Studiengebühren könnten da, wenn sie nicht abgefedert werden durch entsprechende Stipndien, zu einer Negativ-Auslese führen: Studieren wird der, der es sich leisten kann. Das wesentliche Kriterium jedoch müßte inhaltliche Leistung sein.


 
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