© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/97  30. Mai 1997

 
 
Kosovo: Washington gegen freie Wahlen der Albaner
USA stützen Belgrad
(JF)

Der US-Geschäftsträger in Belgrad, Miles, hat nach einem Treffen mit dem Präsidenten der Kosovo-Albaner, Rugova, am 8. Mai dem Selbstbestimmungsrecht dieser Volksgruppe eine Absage erteilt. Konkret lehnte er die Pläne der knapp zwei Millionen Albaner ab, nach den Untergrundwahlen im Mai 1992 nun erneut ihren Präsidenten zu wählen, und forderte zur Teilnahme an dem anstehenden Urnengang in Serbien auf.

Seitdem 1989/90 die Autonomie des zu über 90 Prozent von Albanern bewohnten Kosovo von Belgrad abgeschafft wurde, hat die große Mehrheit der Bevölkerung alle Wahlen in der Bundesrepublik Jugoslawien boykottiert. Im Juli 1990 rief man die Unabhängigkeit der "Republik Kosovo" aus, die im September 1991 in einem Referendum eindeutig bestätigt wurde.

Wie sehr sich unter den Albanern – auch angesichts der internationalen Akzeptanz des Status quo – inzwischen die Stimmung radikalisiert hat, zeigt u. a. die Häufung von Mordanschlä--gen gegen Vertreter der serbischen Verwaltung im Kosovo. Der Haß richtet sich dabei insbesondere gegen albanische "Kollaborateure". Unter dem Vorwurf der "Kollaboration" wurden seit Beginn dieses Jahres bereits sieben Personen ermordet.


 
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