© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/97 05. Juni 1997 |
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Porträt: Günter Maschke Pessimist und Lebemann von Werner Olles Im Alter von sechs Jahren zieht der 1943 in Erfurt geborene Günter Maschke in die Bischofsstadt Trier. Sein Eintritt in die Deutsche Friedensunion 1960 und später in die illegale KPD war der Versuch, der provinziellen Enge zu entfliehen. Nach der Mittleren Reife und einer Lehre als Versicherungskaufmann stand sein Entschluß fest, Schriftsteller zu werden. Im Kreis um Max Bense und Ludwig Harig lernte er an der Technischen Hochschule Stuttgart Gudrun Ensslin kennen. Mit ihrer Schwester Johanna geht er nach Tübingen und übernimmt gemeinsam mit dem späteren Terroristen Jörg Lang die Redaktion der Studentenzeitung Notizen. 1964 baute Maschke eine Tübinger Gruppe der "Subversiven Aktion" auf, jener legendären Vorläuferorganisation des SDS, der auch Rudi Dutschke und Bernd Rabehl angehörten. Als er ein Jahr später seinen Gestellungsbefehl zur Bundeswehr erhält, verweigert er sowohl den Wehr- als auch den Ersatzdienst. Er flüchtet nach Paris und Zürich und schließlich nach Wien, wo er sich als freier Mitarbeiter der kommunistischen Volksstimme und des Wiener Tagebuchs durchschlägt. Nach einer Kundgebung gegen den Vietnamkrieg wird er erneut verhaftet. Als unerwünschter Ausländer drohte ihm nun die Abschiebung nach Deutschland, hier aber wartete eine Haftstrafe wegen Desertion auf ihn. Nach drei Wochen in der Zelle kommt ein Angebot der kubanischen Botschaft auf Asyl. Sein Aufenthalt auf Kuba dauerte von Anfang 1968 bis Ende 1969. Hier konvertierte er
zum Nationalrevolutionär. Dazu mögen wohl die desolaten Verhältnisse, unter denen seine
Freunde zu leiden hatten, aber auch die spezielle Form des Stalinismo tropical beigetragen
haben. Seine endgültige Hinwendung zur Rechten bescherte dieser jedoch einen äußerst
kritischen Bundesgenossen, und so werden seine Avancen zunächst einmal brüsk
zurückgewiesen. Die blinde Ablehnung vieler Rechter gegen alle Ideen, die von links
kommen, verstand Maschke nie. Gemeinsam mit der radikalen Linken zog er gegen den
Amerikanismus, den Parlamentarismus und für eine Reform des Bodenrechts zu Felde.
Allerdings plädierte er im Gegensatz zu einer sich mehr und mehr vom Marxismus
entfernenden Linken für den starken, gemäßigt autoritären Staat. |