© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/97  20. Juni 1997

 
 
Jugend mit Euro-Zukunft
Kommentar
von Bernd-Thomas Ramb

Die Diskussion um die Erweiterung des Maastricht-Vertrags um ein Beschäftigungskapitel hat ihren Grund. Mehr als 18 Millionen Arbeitslose im politisch gepriesenen Euro-Binnemarkt sind selbst für die blinden Befürworter der Euro-Währung nicht mehr übersehbar und, oberflächlich betrachtet, schlimmer als die schädliche Instabilität des weichen Euros.

Neben den Gesamtzahlen der Arbeitslosigkeit ist die Detailstatistik der Jugendarbeitslosigkeit äußerst bedrückend - aber auch aufschlußreich. An der Spitze der Rangfolge mit der hächsten Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe 24 Jahre und jünger steht Spanien. Mehr als vier von zehn Jugendlichen sind in dem Land arbeitslos, das zu den gräßten Nettoempfängern von EU-Leistungen gehärt, aber auch stolz darauf ist, die Konvergenzkritieren zur Teilnahme an der Währungsunion erfüllen zu kännen.

Zu den Ländern mit über-europäisch-durchschnittlicher Jugendarbeitslosigkeit zählen außerdem die Euro-Betrittskandidaten Finnland und Frankreich. Auch bei den dritt- und fünftplazierten Ländern Italien und Griechenland ist die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion ja noch nicht ausgeschlossen. Auf jeden Fall zählen diese Länder ebenfalls zu denen, die den Euro besonders heftig herbeisehnen.

Im unteren Bereich mit einer relativ günstigen Beschäftigungssituation finden sich die klassischen um Vollbeschäftigung bemühten Länder, gleichzeitig aber auch die Bevälkerungen mit der geringsten Wertschätzung des Euros. Dem bewußten Euro-Nichtteilnehmerland Dänemark ist es sogar gelungen, im Vergleich zur Beschäftigungssituation 1990 seine Jugendarbeitslosigkeit deutlich zu verringern.

In allen anderen europäischen Maastricht-Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit in den letzten fünf Jahren angestiegen - abgesehen von einer geringfügigen Reduktion in Irland, wo nach wie vor etwa jeder fünfte Jugendliche ohne Arbeit ist. Am schlimmsten hat es die skandinavischen Beitrittsländer Schweden und Finnland erwischt. In diesen Ländern stieg die Jugendarbeitslosigkeit um das Fünffache.

Der Einsatz zusätzlich zu finanzierender EU-Haushaltsmittel für Jugendbeschäftigungsprogramme klingt verführerisch. Insbesondere wenn sie der Erhähung der Beteiligungsquote an der allgemeinen Bildung und der beruflichen Erstausbildung dienen. Neben der Frage, warum dies der nationalen Ausgabenentscheidung entzogen sein muß, bewirkt diese Maßnahme keine Beschäftigungsgarantie für die Zeit danach. Dazu sind vornehmlich verläßliche Rahmendaten der Wirtschaftsordnung und vor allem aber ein stabiles Geldsystem notwendig - also nicht der Euro. Der würde durch die EU-Beschäftigungspolitik sogar noch weicher geklopft.


 
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