© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/97  27. Juni 1997

 
 
Mehr Seriosität
Kolumne
von Heinz Christian Strache

Prinzipiell muß festgehalten werden, daß ein Parteiprogramm das Fundament der Partei und seiner Mitglieder darstellt. Mit dem gültigen Parteiprogramm aus dem Jahre 1985 konnten die FPÖ-Mitglieder und eine Million freiheitliche Wähler gut leben.

Da dieses Programm in gewissen Passagen der Detailkapitel überarbeitungsbedürftig geworden ist, (EU, Bundesheer und Neutralität) wurde eine Programmkommission installiert. Der Entwurf stellt in erster Linie einen interessanten Basisrohling dar, der den notwendigen Feinschliff aller Fachkräfte benötigt.

Der Diskussionsbeitrag von Robert Stelzl in der vorigen JF ist für mich allerdings unsachlich. Ohne beurteilen zu wollen, wie der parlamentarische Mitarbeiter von Klubobmann Stadler zu seinen Aussagen überhaupt kommt – schließlich hat er mit keinem der Abgeordneten persönlich gesprochen –, muß einer Legendenbildung entschieden entgegengetreten werden: Persönliche Gespräche mit Interessenten, Sympathisanten und Mitgliedern, aber auch die Wortmeldungen in der Bundesleitung und Wiener Landesleitung zum vorliegenden Programmentwurf sind zu einem hohen Prozentsatz kritisch, besorgt und zu gewissen Kapiteln – aufgrund ihrer mißverständlichen Formulierung – negativ, aber selbstverständlich durch redliche freiheitliche Gesinnungsmotivation gekennzeichnet gewesen. Dies zu negieren, nicht darauf einzugehen oder gar fälschlich darzustellen, kann nicht Ziel freiheitlicher Politik sein. Ziel eines umfassenden neuen Programms kann es nur sein, eine überwältigende Zustimmung aller Parteimitglieder zu erzielen und letztendlich zu erreichen.

Des weiteren ist die Mehrheit der Parteimitglieder der Meinung, daß Antike, Naturrecht und Aufklärung zu der vor 200 Jahren (weltweit einmaligen) Tradition der Grund- und Freiheitsrechte geführt haben.

Auch den von Stelzl erfundenen "Ché Ruggiero"-Orden müßten sich die Träger teilen. Nämlich mit Professor Samuel Huntington, dem derzeit weltweit bedeutendsten Strategieexperten. Huntington hält die an sich simple Tatsache fest, daß nämlich der Kulturkreis des Westens von gemeinsamen historischen Erfahrungen geprägt ist. Dazu zählen auch die französische Revolution, die bürgerliche und die industrielle sowie die Oktoberrevolution – ganz egal auf welcher Seite man steht. Für mich persönlich liegen unsere freiheitlichen Wurzeln selbstverständlich in der national-liberalen 1848er Revolution.

Allgemein wäre also mehr Seriosität für diese Programmdiskussion zu erwarten – auch von Robert Stelzl.


 
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