© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/97  11. Juli 1997

 
 
Das Einkommen der Brüsseler Beamten und verdiente Sommerferien
Kolumne "Aus der Bannmeile"
von Gerhard Imhoff

Sommerloch in Bonn. Die Parlamentarier sind im Urlaub, die Straßen sind frei und die Parkplätze leer. Bonn schläft.

Ob die Beamten der Europäischen Union (EU) ebenfalls schlafen, läßt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Daß man als Brüsseler Eurokrat allerdings ganz gut verdient, ist hingegen eine Tatsache. Will man genauen Aufschluß darüber haben, wieviel ein treuer Diener der EU im Monat sein eigen nennen kann, lohnt sich ein Blick in die Antwort der Bundesregierung (Drucksache 13/7624) auf die Kleine Anfrage der SPD-Fraktion ("Besoldung der Bediensteten in den Organen und Institutionen der Europäischen Union"). Unter anderem wurde nach der Höhe der Brutto-Gesamtbezüge eines verheirateten Bediensteten mit zwei Kindern in der Endstufe der Besoldungsgruppen A 5, A 9, A 13, A 16, B 6 und B 9 in den Organen und Institutionen der EU und im öffentlichen Dienst des Bundes gefragt.

Die Zahlen, die die Bundesregierung offenbarte, sind bemerkenswert: Verdient ein Spitzenbeamter der EU (Besoldungsgruppe A 1) monatlich brutto 32.671 DM, bringt es sein deutscher Kollege im Dienst des Bundes (Besoldungsgruppe B9) gerade mal auf lächerliche 17.034 DM brutto im Monat. Auch die EU-Beamten der Besoldungsgruppe A 2 können über den "Hungerlohn" ihrer vergleichbaren deutschen Kollegen nur müde lächeln. Kassieren sie doch monatlich brutto 29.542 DM, während sich ihr deutscher Kollege (Besoldungsgruppe B 6) mit 14.993 DM zufrieden geben muß.

Vergleichbar gravierende Unterschiede beim Einkommen gibt es auch in den anderen Besoldungsstufen. Beispiele:

 

EU-Bedienstete (A 4) 22.491 DM

Bundesbeamte (A 16) 11.470 DM

EU-Bedienstete (B 1) 16.177 DM

Bundesbeamte (A 13) 8.470 DM

EU-Bedienstete (C 1) 10.000 DM

Bundesbeamte (A 9) 5.741 DM

EU-Bedienstete (D 1) 8.014 DM

Bundesbeamte (A 5) 4.444 DM

 

Die Frage muß erlaubt sein, mit welchem Recht die Eurokraten derartig unverhältnismäßig hohe Gehälter einstreichen? Sparen ist angezeigt.

"Der Euro ist ein Trick der Franzosen." Das sagt weder Edmund Stoiber noch Manfred Brunner. Dieses Zitat stammt von Merton H. Miller, Finanzprofessor an der Universität von Chicago und Nobelpreisträger. Anläßlich des fünfunddreißigsten Jahrestages der Frankfurt International School äußerte Miller schwerwiegende Vorbehalte gegen die europäischen Währungsunion. Auf kurze Sicht helfe die angestrebte Abwertung des Euro der europäischen Exportwirtschaft. Doch langfristig seien die Kosten erheblich. Die Importpreise und die Löhne würden steigen und auch die Inflation weiter zunehmen. Gute Nacht Deutschland!

Zum Schluß nun noch etwas in eigener Sache: Weil unsere Volksvertreter und der Bundeskanzler sich eine Sommerpause genehmigen, tun wir dies auch. Freilich fallen unsere Sommerferien etwas bescheidener aus als die der übrigen Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Bonn. Ab dem 15. August sind wir wieder auf der Kommandobrücke. Bis dahin sind wir abgetaucht. Wir haben es uns verdient.


 
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