© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/97  08. August 1997

 
 
Bombenterror: Endlich Suche in alle Richtungen
Spur nach links ernst genommen
von Norbert Niemann

Just im medialen Sommerloch finden sich nunmehr Berichte in den etablierten Zeitungen, wonach der Bombenterror, der seit Jahren Österreich beunruhigt, unter Umständen linksextreme Wurzeln hat.

Zumindest im Fall des Anschlags von Ebergassing, bei dem zwei linksextreme Täter selbst ums Leben kamen, scheint sich nunmehr ein weiterer linksextremer Hintergrund zu verfestigen. Der Journalist und "Rechtsextremismus"–Experte Wolfgang P. wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Seit Jahren tingelt ÖVP-Klubchef Ewald Stadler mit der Behauptung durchs Land, dieser Wolfgang P. hätte mit Sicherheit mit Ebergassing und aller Wahrscheinlichkeit auch mit dem Anschlag von Oberwart zu tun. Die Häme der etablierten Medien und der politischen Gegner war ihm dafür sicher. Nunmehr jedoch scheint eine Sachverhaltsdarstellung, die bereits vor zwei Jahren der Anwalt der Zeitschrift der Freiheitlichen Akademikerverbände Aula an die Staatsanwaltschaft gegeben hatte, ernst genommen zu werden. Gegen Wolfgang P. wurde der Haftbefehl zwar wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt erlassen, in Wahrheit aber geht es darum, ihn verhaften zu können, um ihn über seine Rolle bei den Bombenattentaten zu befragen.

Auch der Journalist und "Rechtsextremismus"–Experte Klaus K. gilt in Sachen Briefbomben nunmehr als verdächtig. Klaus K., der ebenfalls der linksextremen Szene zuzuordnen ist und in linken Gazetten geschrieben hat, sowie als Informant der Staatspolizei firmierte, könnte mit der Versendung der Briefbomben bzw. der Bekennerschreiben näher zu tun haben als bisher angenommen wurde.

Der von Ebergassing und Oberwart, der ursprünglich wohl in erster Linie medial dazu dienen sollte, einen rechtsextremen Terror-Zombie aufzublasen, scheint sich somit immer mehr als Tätigkeit von agent provocateurs herauszustellen. Ob sich die diesbezügliche Beweislage noch erhärten wird, bleibt offen.

Erfreulich ist immerhin, daß Exekutive und Medien nunmehr auch den Spuren in diese Richtung ernsthaft nachgehen und nicht nur dogmatisch nach rechten Tätern suchen, was sich bislang trotz intensiver Mühe als reine Fiktion erwiesen hat.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen