© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/97  05. September 1997

 
 
Zeitschriftenkritik: "Studie, Opbouw & Strijd"
Für die Volkssouveränität
von Hans B. von Sothen

Die Niederlande sind kein Land, das man klassischerweise mit einer anspruchsvollen rechten Zeitschriftenkultur in Verbindung bringt. Ein bißchen stehen sie in dieser Hinsicht im Schatten des Bruders aus Flandern und hier insbesondere dem der großartigen Antwerpener Zeitschrift Teksten, Kommentaren en Studies. An ihr orientiert sich auch die niederländische Zeitschrift Studie, Opbouw en Strijd (SOS). Aber dieser Dreiklang setzt doch ein wenig andere Akzente. Ihr Motto heißt "Freiheit, Solidarität, Identität".

Diese Kernbegriffe erläutert SOS als "die Freiheit der Bürger innerhalb der Gemeinschaft, zu der sie aufgrund ihrer Kultur und ihrer Abstammung gehören". Volkssouveränität und Basisdemokratie werden gegen die "liberale Globalisierung" gestellt, die die "Pluralität des menschlichen Phänomens" zu verdrängen versuche. SOS stehe für die intellektuelle und ideologische Auseinandersetzung, für einen "metapolitischen Streit", den man auch in andere Bereiche hineintragen möchte, etwa kulturelle oder studentische Organisationen, so SOS-Redakteur Rüter.

So stellt sich in SOS folgerichtig die Niederländische Studentenvereinigung (Nederlandse Studentenvereniging) NLSV (Postbus 61177, NL-3002 HD Rotterdam) vor, die sich für ein "kulturbewußtes Niederländersein" einsetzt.

Im neuesten Heft (Nr. 10/11) wird das Thema Christentum und Religion bei SOS von sehr unterschiedlichen Standorten aus behandelt. P. Nieuwenhuis bezieht sich auf einen Artikel der populären christlichen Tageszeitung Trouw, daß die Sonntagsruhe in den Niederlanden nicht mehr heilig sei, da Christen nicht mehr Grundrechte haben dürften als Juden oder Muslime. Die Niederlande, so Nieuwenhuis, haben ihre Prägung und Identität historisch maßgeblich vom calvinistischen Christentum erhalten. Andere Religionen wie der Islam könnten sehr wohl ihre Religion in den Niederlanden frei ausüben. Aber sie hätten kein Recht "zu bestimmen, wie unsere Gesellschaft aussieht". –

Ganz anders einige Seiten später, wo unter dem Titel "Zu den Wurzeln unserer Kultur" eine Identitätssuche in die vorchristliche Zeit verlegt wird.

Die Medienkritik des SOS-Redakteurs zeigt, daß es den Begriff des "langen Marsches durch die Institutionen" auch in den Niederlanden gibt; seine betrüblichen Folgen eingeschlossen. Aber die Linken, so Rüter, müßten ihre kulturelle Hegemonie inzwischen mit den Liberalen teilen. Dies gehe soweit, daß in den Medien überwiegend links denkende Menschen befinden, die aber aufgrund einer immer stärker werdenden liberalen Hegemonie sich eines liberalen Vokabulars bedienten. Das führe dazu, daß die Medien politisiert und sich die allgemein bekannten Phänomene des Konformismus und der politischen Korrektheit einstellten.

"Der Streit gegen diese politische Korrektheit" – und das darf als Grundsatz der Zeitschrift gelten – ist daher "ein Streit für die Freiheit des Geistes, für die Freiheit der Gemeinschaft, ein Streit für wirkliche Demokratie".

"Studie, Opbouw & Strijd". Nieuwsbrief voor politiek en cultuur. Postbus 875, NL-6800 AW Arnhem, Niederlande. 8 Nummern kosten im Abonnement hfl 25,–.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen