© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/97  05. Dezember 1997

 
 
Gesicht´97: JF-Reporter Ronald Gläser und Veronica Ferres auf der Suche nach schönen Menschen
"Ihr seht alle super aus!"
von Ronald Gläser

"Baby, I can’t get no sleep", singen die Boys der Hannoveraner Gruppe "Touché", und diese Botschaft galt am vergangenen Wochenende auch für Gäste und Finalisten der diesjährigen Wahl zum "Gesicht ’97" in Berlin. Mit der Wahl der 16jährigen Sarah Kickhuth aus Bonn und des 20jährigen Guido Frauenthal aus Bergisch-Gladbach fand der größte europäische Modelwettbewerb einen bombastischen Abschluß.

Jahr für Jahr steigern die Gesicht-Marketing GmbH von Veranstalter Achim Zielisch und Sponsoren wie SAT1 ihre Aktivitäten. Und 190.000 Mädels und Jungs (immerhin fast dreimal so viel wie es FDP-Mitglieder gibt und dazu noch in der Altersklasse von 14-25) haben sich in diesem Jahr dem kritischen Blick beim Casting gestellt, 30 wurden auserwählt, um bei der großen Gala am Sonnabend dabei zu sein. Und dort wurden nicht nur die schönsten Gesichter gewählt, wofür es einen Audi für 30.000 Mark und ein Diamantencollier im Wert von 20.000 Mark gab. 3SUISSES legte gleich noch einen 30.000-Mark-Vertrag drauf. Schließlich übergab Veronica Ferres noch den Rossini-Loreley-Award für die aussichtsreichste blonde Schauspielerin, die damit Gelegenheit erhält, im nächsten Film ihres Lebensabschnittsbegleiters Helmut Dietl mitzuwirken. Außerdem wurden die neun Finalisten nach Shanghai eingeladen. Model möchte man sein…

Doch der Reihe nach: Schließlich war es für die 30 Gesichter ein langer Weg bis zur Gala in der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Nach den Vorentscheidungen war nämlich erst einmal "Fotoshooting" in der Karibik angesagt. Dort wurden die ersten Laufstegschritte erlernt und der Umgang mit Visagisten, Stylisten, Redakteuren, Kameraleuten und Fotografen geprobt: "Ihr seht alle super aus auf dem Laufsteg. Keine hat einen Kaugummi im Mund, das ist echt wichtig!"

Da die Festivitäten in Berlin ein immer größeres Ausmaß annehmen, sendete MTV seit Montag ein tägliches Gesicht-Special. Eröffnungsabend im Grand Hotel, Fototermine, Boutiqueeröffnung, Mittagessen mit der Gattin des Regierenden Bügermeisters und VIP-Modelparty: Der Terminkalender war voll in dieser Woche. Die blonde Yael aus Zürich, 15 Jahre alt und eindeutige Favoritin des JF-Reportertrios, war bei der Pressekonferenz am Freitag schon ziemlich erschöpft. Ab und zu finde sie sich durchaus schön, meint Yael. Gelegentlich ist eben Understatement in der Beautybranche angesagt. Außerdem will sie die Schule beenden und im Falle einer Profikarriere widerlegen, daß alle Models doof seien. Viel Erfolg, Yael!

Am Sonnabend standen also unsere Finalisten auf der Bühne. Einzeln begeben sie sich auf den Laufsteg. Sarah wird als zukünftige Krankenschwester vorgestellt, die gerne Romane von Stephen King liest. Guido geht gerne ins Fitness-Studio, Simone spielt Squash, und Christian interessiert sich für Aktien. Während die Jury entscheidet tritt "No Mercy" auf, allerdings zu zweit, weil der Dritte an einer Lebensmittelvergiftung leide. Tic Tac Toe hätte man eine solche Ausrede an dem Abend wohl nicht abgenommen. Es folgt die Bekanntgabe des Ergebnisses. Applaus und Blitzlichtgewitter. Zumindest für die beiden Gewinner ist dies der Einstieg in die glitzernde Welt der Topmodels – wo natürlich vor allem Typ und Charakter gefragt sind!

Alles hastet nun Richtung Grand Hotel. Keiner will wie letztes Jahr am Eingang im Regen stehen, wo Wachleute die Gäste der anschließenden Winnerparty von kreischenden Groupies trennen müssen. Marissa Turner singt, Sarah und Guido stehen für Fototermine, Heiner Lauterbach und Veronica Ferres für Interviews zur Verfügung, und Sekt fließt in Strömen. Yael ist nicht traurig, daß sie nicht auserwählt wurde, und feiert ausgelassen mit ihren Freundinnen. Schließlich waren auch ihre Eltern da, um sie zu trösten. Veranstalter Joachim Zielisch war noch nie so zufrieden, schließlich waren die Models auch noch nie so hübsch wie in diesem Jahr. Für ihn geht die Arbeit weiter, schon jetzt wird das Gesicht ’98 vorbereitet. Und er versichert eins: Es wird auch auf jeden Fall ein Gesicht 2000 geben.


 
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