© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   51/97  12. Dezember 1997

 
 
Dem Euro zuvorkommen
von Kai Guleikoff

Die Verunsicherung der Deutschen steigt mit der Abnahme der verbleibenden Zeit bis zur Einführung des Euro als Währung. Die vorhandene Politikerverdrossenheit hat zur Folge, daß nur noch wenige Bundesbürger den Lobpreisungen der Parlamentarier über Werterhalt und Stabilität den notwendigen Glauben schenken. Jeder Zeitungsleser und Besitzer eines Fernsehgerätes hat inzwischen etwas von den Risiken erfahren, die eine Niveauangleichung unter den europäischen Währungen bringen muß. Das Gespenst der Inflation geht wieder um! Bargeldvermögen gerät in die Gefahr der Abwertung, solange es auf deutschen oder ausländischen Konten der Mitgliedstaaten der zukünftigen Währungsunion angelegt ist. Großanleger wissen das natürlich schon lange und überweisen auf zugriffssichere Fremdkonten. Deutschland hat viele Großanleger unter seinen 85 Milliardären und 130.000 Millionären. Immerhin sind weltweit 280 Billionen Dollar (!) ungebundenes Kapital in Zirkulation. Welche Möglichkeiten bleiben nun dem Anleger mit einem Bargeldvermögen von unter 100.000 DM?

Die sicherste Anlage bleiben Immobilien. Wer sich selbst kein Haus leisten kann oder will, sollte bei seiner Hausbank nach Beteiligung in einem Immobilienfond nachfragen. Ab 10.000 DM kann bereits eine gute Rendite erwirtschaftet werden. Darlehen sind sogar wärmstens zu empfehlen. Bei einer tatsächlichen Inflation hat der Schuldner gut lachen, denn die Schuldenlast verringert sich gegen Null. Wer bereits Hausbesitzer ist, sollte jetzt renovieren, modernisieren, aus- und umbauen. Der ganz vorsichtige Bargeldanleger muß in Fremdwährungen außerhalb der zukünftigen Währungsunion seine Sicherheit finden. Hier gilt die Regel: Je höher die angebotenen Zinsen, umso weniger ist die gewählte Währung vor Kursschwankungen sicher (s.auch JF-Grafik). Sogar innerhalb der EU gibt es einen Geheimtyp: Großbritannien. Experten sind sich gegenwärtig einig, daß sich "Albion" vorerst nicht an der Währungsunion beteiligen wird. Britische Banken zahlen für eine dreimonatige DM-Anlage immerhin 6,5 Prozent Zinsen. Spitzenreiter im Bankgeschäft bleiben jedoch die Schweiz und die USA. Hier sind zu empfehlen Investmentfonds, die Wertstabilität weitgehend garantieren. Bereits vorhandene deutsche Investmentfonds können in der Bank in ausländische umgewandelt werden. Von steigender Bedeutung sind auch ausländische Staatsanleihen. Hierbei müssen jedoch dieWirtschaftsdaten des Ziellandes bekannt sein und Entwicklungstendenzen sich absehbar zeigen. Die erstklassigen Staatsanleihen der USA versprechen bereits bei einer Einlage ab 5.000 DM Gewinn. Eine gute Hausbank handelt im Interesse des eigenen Unternehmens, wenn dem Kunden alle Wege aufgezeichnet werden sein Bargeldvermögen vor Wertminderung bzw. Wertverlust zu schützen. Wer jedoch noch gänzlich unschlüssig ist und von Zweifel geplagt wird, kann sein Geld lediglich bis zur Einführung des Euro auf deutschen Konten belassen. Die Verfügbarkeit muß allerdings so gestaltet werden, daß ein Umtausch vor dem "Tag X" erfolgen kann.


 
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