© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   51/97  12. Dezember 1997

 
 
Interview: Heiner Kappel gründet "Offensive für Deutschland"
"Nicht nur eine Partei"
von Thorsten Thaler

Herr Dr. Kappel, Sie haben Ihre Androhung wahrgemacht und sind aus der FDP ausgetreten. Warum erst jetzt und nicht schon viel früher?

KAPPEL: Ich fühle mich persönlich als absolut liberaler Mensch. Ich hatte meine politische Heimat in der FDP gefunden und habe sehr viele Freunde dort gehabt. Ich bin nur mit großer Mühe und nach langen, schwierigen Kämpfen aus der FDP rausgegangen, weil man eine Partei, der man sich verbunden fühlt und mit der man viele Jahre lang gelitten und gestritten hat, nicht einfach hinter sich läßt. Aber es gab einfach immer weniger Möglichkeiten, das durchzusetzen, was ich für wirklich liberal halte und am Ende war es für diesen Schritt einfach Zeit.

Halten Sie es für glücklich, den Austritt damit zu begründen, daß Sie keinen sicheren Landeslistenplatz bekommen haben?

KAPPEL: Ich hätte das natürlich auch anders terminieren können, aber ich habe der FDP immer wieder deutlich gesagt: Das, was da auf der Liste gewählt wird oder nicht, ist nicht Heiner Kappel, sondern das sind ganz deutliche programmatische Aussagen. Es gab ja tausend andere Versuche, diese Vorstellungen wenigstens in die Diskussion zu bringen, was mißlungen ist. Das Bemühen um ein Mandat war nicht das Entscheidende, sondern ich wollte an einem bestimmten Punkt die Gretchenfrage stellen.

Kritiker werfen Ihnen vor, sie seien beleidigt und träten deshalb aus.

KAPPEL: Das sind die selben Leute, die mir jahrelang verwehrt haben, in der Liberalen Depesche eine Anzeige für meine Euro-Mitgliederbefragung zu schalten und sich anschließend aufgeregt haben, daß ich in einer normalen Zeitung eine Anzeige geschaltet habe.

Jetzt wollen Sie am kommenden Wochenende eine neue Partei gründen. Wollten Sie nicht direkt zu Brunners BFB?

KAPPEL: Ich habe mit Manfred Brunner einen sehr engen und sehr guten Kontakt, aber auch mit anderen politischen Gruppierungen. Von da aus gesehen hat die Gründung einen doppelten Charakter. Einmal soll die "Offensive für Deutschland" sehr deutlich die Voraussetzungen erfüllen, Partei zu werden. Auf der anderen Seite ist die "Offensive für Deutschland" von Anfang an bereit, mit all denen zusammenzuarbeiten, die gemeinsam einen Wahlerfolg der bürgerlichen Bewegung anstreben wollen und sollte dieser gemeinsame Erfolg in den nächsten Monaten stattfinden, dann wird es zu einer eigenen Partei nicht kommen, weil insofern auf diesem Feld schon genug Parteien gegründet wurden.

Nach unseren Informationen ist das Zusammengehen mit dem BFB, nach einer Schamfrist, bereits beschlossene Sache.

KAPPEL: Nicht Schamfrist, sondern das ist eine vernünftige Schrittfolge. Jeder sieht doch aber, daß der BFB bei allen Anstrengungen und bei einem sauberen und guten Programm – auch in Hamburg – nicht die Chance hatte, auch nur annähernd an die fünf Prozent heranzukommen. Es lohnt nicht, einfach nur in eine Partei einzutreten, sondern es ist notwendig, gegenüber den Wählern deutlich zu machen, daß da mehr sein wird. Und ich hoffe, daß da mehr sein wird als nur die "Offensive für Deutschland" und der Bund Freier Bürger, sondern daß noch andere Gleichgesonnene – auf welche Weise auch immer – dazustoßen werden.

Es ist eine alte Erfahrung, daß sich Parteien als sehr zählebig erweisen …

KAPPEL: …dann werde ich eben diese Erfahrung widerlegen.

Ihre "Offensive für Deutschland" soll keine lange Lebensdauer haben?

KAPPEL: Gut, Partnerschaft ist immer eine Sache, die verschiedene Seiten hat. Ich rechne mit guter Partnerschaft und rechne mit einem gemeinsamen, fairen Vorangehen: Wenn diese Bedingungen vorhanden sind, gibt es keine Gründe eine separate Partei ins Leben zu rufen.

Wird sich Brunner an der Gründung am kommenden Wochenende beteiligen?

KAPPEL:Als Gast auf jeden Fall.

Wer soll außer dem BFB denn in dieser neuen Formation noch mitwirken?

KAPPEL: Das wichtigste Ziel ist, gemeinsam bei der Bundestagswahl 1998 anzutreten. Unter welchen Bedingungen dies geschehen kann, das wäre noch auszuhandeln. Es gibt aber eine ganze Reihe kleinerer politischer Gruppierungen, die sich nicht auf der extremen Seite bewegen, sondern liberal, bürgerlich, konservativ gesonnen sind und mit denen rechne ich dann.

Es gibt nun aber rechtlich nicht die Möglichkeit von Listenverbindungen.

KAPPEL: Das ist richtig, aber das habe ich gedanklich schon gelöst.

Wie?

KAPPEL: In der Weise, daß keinerlei Probleme beim Bundeswahlleiter entstehen.

Sehen Sie sich als den bundesdeutschen Jörg Haider?

KAPPEL: Ich heiße Kappel und habe nicht vor, meinen Namen zu ändern. Haider hat aber in Österreich einiges geleistet, was sympathisch und vorbildlich ist. Eine Kopierung von Haider ist aber nicht vorgesehen.


 
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