© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/00 07. Januar 2000


Zeitschriftenkritik: Neue Ordnung
Plattform für Konservative
Werner Olles

Ende 1998 erschien die letzte Ausgabe der von Ernst Graf Strachwitz gegründeten Zeitschrift Neue Ordnung mit der Nachricht vom Tode ihres Gründers. Herausgeberin war bis dahin die "Österreichische Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte mit ihrem Vereinsorgan den verschiedenen Strömungen von Christlich-Konservativen, Nationalen, Freiheitlichen, Legitimisten, Liberalkonservativen und katholischen Hochkonservativen eine gemeinsame Plattform und ein Forum anzubieten, von dem aus ein entschiedener Kampf gegen den Linkstrend und den herrschenden Zeitgeist geführt werden sollte.

Nachdem mit dem Monarchisten und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Franz Frank, ein weiterer Repräsentant der Zeitschrift, der ihr seit ihrer Gründung maßgeblich verbunden war, im September 1999 verstarb, übernahm nun der renommierte Grazer Leopold Stocker Verlag, Ernst Graf Strachwitz familiär wie politisch seit langer Zeit verbunden, die Neue Ordnung, um sie im Sinne der grundsätzlichen Zielrichtung ihrer Gründer weiterzuführen. Damit ist die Neue Ordnung jetzt eine unabhängige Zeitschrift, die den Blick auf solche Ereignisse richten will, welche in anderen Medien unterdrückt und totgeschwiegen werden. So wird sie auch weiterhin Aufsätze und Texte zu aktuellen politischen und kulturellen Themen veröffentlichen, aber auch solchen Themenkreisen wie Geschichte, Zeitgeschichte und Fragen der Religion Raum widmen.

In der ersten Ausgabe unter der neuen Herausgeberschaft von Wolfgang Dvorak-Stocker und der Hauptschriftleitung von Achim Lang lesen wir neben einem Nachruf auf Franz Frank einen längeren Beitrag zur Frage der politischen Strategie des Konservativismus, in dem der Verfasser dafür plädiert, diesen als ein schöpferisches Prinzip zu begreifen, das mit der betulichen Pflege harmlos schöngeistiger Reservate kaum etwas zu tun habe. Der Konservativismus müsse Zugänge freihalten zu scheinbar entgegengesetzten Positionen und Richtungen, dabei jedoch Respekt haben vor Überlieferung und Tradition, organischem Wachstum und spontaner Verwandlung. In einer von Widersprüchen, Konflikten und Krisen strotzenden Welt müsse der Konservative Klarsicht behalten gerade auch gegenüber dem wild wuchernden "Fortschritt", der Arroganz der Parteibürokratien, einem Staat, der längst keinen Ernstfall mehr kennt, einer unheilvollen Wissenschafts- und Technikgläubigkeit und neuer Zwänge durch Emanzipation und Aufklärung.

Der Neuen Ordnung, in der nicht über Konservativismus geschwätzt, sondern im anspruchsvollen Sinne des Wortes über dessen politische Philosophie nachgedacht wird, ist ein langer Atem für die kommenden grundlegenden Auseinandersetzungen zu wünschen.

 

Die "Neue Ordnung" erscheint vierteljährlich im Leopold Stocker Verlag, Hofgasse 5, A-8011 Graz. Jahresabo 33 DM


 
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