© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/00 28. Januar 2000

 
Roland Baader: Die belogene Generation – manipuliert statt informiert
Ein Wald von Vorurteilen
Georg Willig

Es gehört zu den Absurditäten unserer Zeit, daß die Marktwirtschaft, die eine wohlstandsfördernde Kraft wie kein anderes Wirtschaftssystem zuvor bewiesen hat, von der Mehrheit der Intellektuellen und Politiker diffamiert und für die dunkelste Quelle der Ungerechtigkeit gehalten wird.

Sie wollen ein System, in dem die Unterschiede zwischen arm und reich eingeebnet werden, und zwar durch staatliche Maßnahmen. Sie glauben immer noch, man könne eine "gerechte Gesellschaft" so konstruieren wie man einen Schnellzug konstruiert und baut, der uns dann alle in eine lichte Zukunft bringt. Dabei vergessen diese Vertreter des "Sozialen", deren Mitgefühl sie ehrt, daß bei dieser Fahrt die Freiheit auf der Strecke bleibt und uns am Ziel im besten Falle ein Staatssozialismus erwartet.

In ihrem sozialpolitischen Machbarkeitsglauben übersehen sie, "daß in einer komplexen Ordnung der Gesellschaft die Ergebnisse der Handlungen der Menschen sehr verschieden von dem sind, was sie gewollt haben, und daß die Individuen, indem sie ihren eigenen Zielen folgen, seien sie nun altruistisch oder egoistisch, nützliche Ergebnisse für die anderen erreichen, die sie nicht vorausgesehen haben, und von denen sie vielleicht sogar nichts gewußt haben". Sie übersehen, "daß die gesamte Ordnung der Gesellschaft, und auch das, was wir Kultur nennen, das Produkt der individuellen Anstrengungen ist, die niemals dieses Ziel gehabt haben". Sie sind "zu diesem Ziel kanalisiert worden durch die Institutionen, die Praktiken und die Regeln, die ihrerseits nicht das Ergebnis von bewußten Überlegungen sind, sondern deren Erfolg das Überleben und die Entwicklung gesichert haben" (Friedrich von Hayek am 23. März 1966 vor der Britischen Akademie).

In diesem Geist wendet sich das neue Buch von Roland Baader vehement und mit großem Sachverstand gegen das Gerede von der "Sozialen Gerechtigkeit", gegen die Übermacht des Staates vor allem auf dem Gebiet der Wirtschaft mit den verheerenden Folgen der Überschuldung und der Blockierung der freien Entfaltung der Individuen. Es geht um den Antagonismus von wahrer und korrekter Information versus falscher und verlogener Information vor allem in der Thematik "Kapitalismus oder Sozialismus", "Staatsallmacht oder Freie Bürgergesellschaft", "Politik und Markt".

Nachdem sich nach dem weltweiten Zusammenbruch des "real existierenden Sozialismus" die führenden Köpfe der Politischen Ökonomie mehrheitlich zum Klassischen Liberalismus und zur Marktwirtschaft bekennen, sieht Baader seine Aufgabe darin, diese Einsichten auch einem größeren Publikum verständlich zu machen. Dabei weiß er, wie gering dabei seine Chancen gegenüber einer massiven Linkslastigkeit der Kultur- und Televisionseliten und einer politischen Pädagogenriege sind, die "die ihr anvertrauten Jugendlichen zu einer skeptischen, ja überwiegend sogar ablehnenden und feindseligen Haltung gegenüber der Marktwirtschaft erzieht".

Baader entwickelt seine Gedanken in der Form eines Interviews. In einem lebhaften Wechsel von Argumenten und Gegenargumenten kann er so auf ein ganzes Bündel von Vorurteilen eingehen, die einem verbreiteten Meinungsbild entsprechen. Dabei sind die Schwerpunkte: "Warum niemand die Wahrheit sagt", "Die Manchester-Lüge", "Falsche Liberalismen", "Kasino-Kapitalismus", "Globalisierung und Ende der Arbeit" , "Die Reichen werden immer reicher". Er erklärt, warum das, was als Milliardenflutwelle spekulativen Geldes um die Welt rast, überwiegend staatlich erzeugtes oder sozialistisches Geld ist und konstatiert resigniert: "Der Kapitalismus muß damit leben, weil ihm die Alternative, zu seinem eigenen Geld (Gold) zurückzukehren, unter strengsten Strafen verwehrt ist. Aber mit Kapitalismus hat dieser Abertausend-Milliarden-Irrwitz nichts zu tun." – Bei diesem Kreuzfeuer von Argument und Gegenargument bleiben auch die politischen Nutznießer des Maastricht-Kartells ebenso wenig unbeachtet wie der "Wahnwitz der astronomischen Staatsverschuldung für die dreiviertel-sozialistischen Wohlfahrtssysteme, mit denen die Politiker und Funktionäre die Marktwirtschaft ausgehöhlt haben und zum Einsturz bringen werden".

Roland Baader ist der wohl mutigste und am klarsten schreibende populär-wissenschaftliche Freiheitsdenker im deutschen Sprachraum. Das hat er schon mit seinen vorausgegangenen Büchern "Kreide für den Wolf – Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus" und "Fauler Zauber – Schein und Wirklichkeit des Sozialstaates" bewiesen. Mit seinem neuen Buch legt er nun die populäre Version dieser Einsichten vor, von denen eine der wichtigsten ist, daß Privatunternehmen die Plätze sind, an denen Reichtum und Wachstum für alle entsteht. Dieses Buch zerstört viele gefährliche Vorurteile und macht klar, was wir ändern müssen, wenn wir unsere Freiheit erhalten wollen.

 

Roland Baader: Die belogene Generation – politisch manipuliert statt zukunftsfähig informiert, Verlag Ingo Resch, Gräfelfing 1999, 220 Seiten, 28 Mark


 
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