© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/00 11. Februar 2000

 
Zeitgeschichte: Wissenschaftler planen "Reemtsma-Institut von rechts"
Ausweitung der Aktivitätszone
Hans-Peter Rissmann

Das Debakel der umstrittenen Ausstellung "Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht" des durch den Tabak-Millionenerben Jan Philipp Reemtsma gegründet und geförderten "Hamburger Instituts für Sozialforschung" scheint nun konkrete Konsequenzen auch auf wissenschaftlich-institutioneller Ebene nach sich zu ziehen. Nach Informationen der JUNGEN FREIHEIT bemüht sich ein Kreis von Wissenschaftlern und Förderern in Zusammenarbeit mit dem Göttinger Historiker und konservativen Publizisten Karlheinz Weißmann um die Initiierung eines alternativen Instituts, das eine Plattform für unabhängige Forschung und Bildungstätigkeit bietet.

Weißmann ist durch seine Forschungen zum Nationalsozialismus und zur deutschen Reichsgeschichte breiteren Kreisen bekannt geworden. Schlagzeilen machte die Publizierung des Bandes "Weg in den Abgrund" in der Reihe "Propyläen Geschichte Deutschlands". Nach heftigen Auseinandersetzungen zog der Ullstein-Verlag 1996 das Buch zurück – kurz darauf wurde es vom Münchner Herbig-Verlag neu herausgegeben.

Bereits Ende letzten Jahres hatte Weißmann in einem Gespräch mit dieser Zeitung die Notwendigkeit einer institutionellen Alternative zur etablierten Forschung und tendenziösen Einrichtungen der Linken formuliert. Er sehe die Notwendigkeit eines "Reemtsma-Instituts von rechts", eines "politischen Kollegs", das Forschung, Information und Orientierung miteinander verknüpfen solle. Skeptisch hatte sich Weißmann zur Frage der Finanzierung geäußert. Es fehle eben ein "rechter Reemtsma", der ein solches Institut in nennenswertem Umfang unterstütze.

In der vergangenen Woche deutete Weißmann in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung Das Ostpreußenblatt an, daß sich das Vorhaben zur Initiierung eines solchen "politischen Kollegs" konkretisiert: "Es geht schließlich vor allem aber um die Ausweitung der Aktivitäten auf Bereiche, die bisher vollständig in linker, linksalternativer, linksliberaler Hand sind." Es gehe ihm um "ein Reemtsma-Institut von rechts, mit allem was dazugehört. Dafür gibt es jetzt ein Konzept. Und – wenn mich nicht alles täuscht – stehen die Chancen für eine solche Initiative derzeit besser als noch vor fünf oder zehn Jahren."

Gegenüber der JF bestätigte Weißmann, daß es bereits Vortreffen mit interessierten Historikern und Förderern eines solchen Instituts gegeben habe. Namen könne er jetzt jedoch noch nicht nennen, so Weißmann. Hauptproblem scheint aber die Finanzierungsfrage zu sein. Deshalb sei vom Initiatorenkreis geplant, sich demnächst mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit zu wenden, der einen breiteren Kreis zur Unterstützung auffordert.


 
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