© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/00 25. Februar 2000

 
Tierschutz: In Südafrika und Nepal ist das Überleben der Nashörner gesichert
Die Rückkehr der Rhinozerosse
Ulrich Karlowski

Um 1920 waren südliche Breitmaulnashörner fast ausgerottet, nur ein kleiner Bestand von 50 bis 100 Tieren hatte im Hluhluwe-Umfolozi-Reservat in der Provinz Kwa-Zulu-Natal in Südafrika überlebt. Heute, nach Jahrzehnten intensiver Schutzmaßnahmen, ist der Bestand dieser zweitgrößten Landsäugetierart der Welt gesichert. In Südafrika donnern wieder die Huftritte von über 8.000 der urtümlichen Kolosse durch die Savannen.

Als europäische Einwanderer im 17. Jahrhunderts immer weiter ins Landesinnere Südafrikas vorstießen, entdeckten sie die bis über zwei Tonnen schweren, fast vier Meter langen und bis zu 1,90 Meter großen Tiere schnell als willkommene, weil leicht zu erlegende Fleischquelle. Trophäenjagd, Lebensraumverlust durch zunehmende Besiedlung und die im 20. Jahrhundert immer stärker werdende Nachfrage nach Nashornpulver in Südostasien, das dort nicht als Potenzmittel, sondern zur Fiebersenkung eingesetzt wird, sowie die traditionelle Verwendung der Hörner für Messergriffe im Jemen ließen die Bestände rasch zusammenbrechen. In den Jemen sollen in den letzten 30 Jahren 69.850 Kilo Rhinozeros-Kopfwaffen eingeführt worden sein.

Bereits 1897 begannen mit der Einrichtung des Hluhluwe-Umfolozi-Reservats die ersten Schutzbemühungen. Die Vorfahren fast aller heute in Südafrika lebenden Breitmaulnashörner stammen von dort. Jetzt tauchen die zweihörnigen Giganten sogar wieder in Gebieten auf, wo sie vor Jahrzehnten ausgerottet wurden. Zahlreiche Rinderfarmer haben ihre Ranches in Wildparks für Touristen und Jäger verwandelt und bieten so vielen afrikanischen Wildtierarten neuen Lebensraum.

Dagegen stehen die nördlichen Breitmaulnashörner vor dem Aus. Im Garamba-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo (Zaire) haben noch 15 bis 20 von ihnen überlebt. Angesichts des dort anhaltenden Bürgerkriegs wird diese Unterart höchstwahrscheinlich eine der ersten im neuen Jahrtausend ausgestorbenen Großtierarten sein.

Auch in anderen Regionen Afrikas sieht es für die mit Tapiren und Pferden verwandten Hornträger eher düster aus. Eine Bestandszählung von 1997 ergab, daß außerhalb Südafrikas nur 192 südliche Breitmaulnashörner und 427 Spitzmaulnashörner leben sollen. Der Bestand dieser zweiten in Afrika heimischen Art war um 1970 mehr als 65.000 Exemplare stark. Während in Uganda in diesem Jahr die Wiederansiedlung der dort gegen 1990 ausgestorbenen Spitzmaulnashörner mit vier Zuchttieren aus Südafrika versucht werden soll, mißlang dies in Moçambique wegen des Bürgerkrieges.

Ungewiß ist ebenfalls die Zukunft der drei asiatischen Arten. Nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) gibt es etwa 1.800 der fast zwei Tonnen schweren einhörnigen Indischen Panzernashörner und zwischen 100 und 300 der in Thailand, Indonesien und Malaysia beheimateten zweihörnigen Sumatra-Nashörner, der kleinsten Art. Von den Java-Nashörnern streifen noch knapp 60 Exemplare durch Dschungelregionen in Vietnam und Indonesien.

Auf Erfolge kann nur der Royal-Chitwan-Nationalpark in Nepal zurückblicken. 1973 lebten hier 80 Indische Panzernashörner. Durch WWF- Schutzmaßnahmen wuchs ihr Bestand auf mehr als 600 an.


 
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