© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/00 25. Februar 2000

 
Frisch gepresst

Evangelikal. Der englische Theologe und bekennende Evangelikale Derek J. Tidball versucht in seinem fundierten Werk "Reizwort Evangelikal. Entwicklung einer Frömmigkeitsbewegung" (Edition Anker im Christlichen Verlagshaus, Stuttgart 1999, 400 S., 45 Mark) den Ursprüngen dieses Schlagworts nachzugehen, um seiner wachsenden Bedeutung in den evangelischen Kirchen Rechnung zu tragen. Scharfsinnig definiert er die verschiedenen evangelikalen Überzeugungen und distanziert sich von dabei entdeckten Fehlentwicklungen, ohne sein Bekenntnis als "Evangelikaler" in Frage zu stellen. Tidball befaßt sich zwar vor allem mit der Entwicklung in Großbritannien und den USA, denn dort liegen die Wurzeln der evangelikalen Bewegung, durch die Einführung des Übersetzers und Herausgebers Dieter Sackmann erhält sein Text jedoch eine brauchbare Übertragung auf die hiesigen Verhältnisse.

Walther Leisler Kiep hat zeit seines Lebens ein Tagebuch geführt. Mit der Veröffentlichung von Teilen dieser Tagebücher unter dem Titel "Was bleibt ist große Zuversicht" (Philo Verlag, Berlin-Wien 1999, 443 S., 42 Mark) läßt Kiep den Leser teilnehmen an der spannungsreichen Meinungsbildung in den Spitzengremien von Politik und Wirtschaft. Was die Tagebuchnotizen aber nicht bieten: ein Blick hinter die Kulissen. Immer wenn es spannend werden könnte, klafft eine Lücke – zumindest in den in Buchform gegossenen Tagebucheintragungen. Wer also etwas Erhellendes über den Finanzskandal der CDU-Affäre sucht, wird nicht fündig.

Das Wahlrecht bildet das vornehmste und wichtigste staatsbürgerliche Recht. Aufgrund seines dynamischen Charakters drängt es auf eine immer vollständigere Erfassung des Staatsvolks. Seine eminente Bedeutung macht es zu einem steten Gegenstand des öffentlichen Diskurses und unterliegt einer ständigen kritischen Überprüfung. Die Studie "Wahlrecht für Deutsche in Polen?" (Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1999, 136 S., 28 Mark) des Völkerrechtlers Dieter Blumenwitz versteht sich als Beitrag zu diesem Diskurs und zu den Bemühungen, möglichst alle deutschen Staatsbürger, also auch die nach dem Zweiten Weltkrieg im polnischen Herrschaftsbereich verbliebenen Deutschen und ihre Nachkommen, am politischen Willensbildungsprozeß in Deutschland teilhaben zulassen. Die gegenwärtige Gesetzeslage gestattet eine Wahlteilnahme dieses Personenkreises bislang noch nicht.

Weikersheim. Unter dem Titel "Deutschland morgen – an der Schwelle zum 3. Jahrtausend" (Stetten-Verlag, Künzelsau 1999, 336 S.) erschien eine Dokumentation des Studienzentrums Weikersheim, die gleichzeitig eine Art Festschrift zum 20jährigen Bestehen des von Hans Filbinger gegründeten Vereins darstellt. Darin enthalten sind u.a. Beiträge von Michael Stürmer, Lothar Bossle, Erwin K. Scheuch, Walter Kolbow und Klaus Hornung.


 
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