© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/00 17. März 2000

 
Sprachenverein: Regisseur wird 2.000 Mitglied
Gefühl von Heimat
Michael de Wet

Sein 2.000. Mitglied hat kürzlich der "Föderverein Bairische Sprache und Dialekte" begrüßen können. Hans Triebel, Vorsitzender des Sprachenvereins, gratulierte dem in Berlin lebenden Regisseur und Schauspieler Hansjörg Zäther zum Beitritt. Der Schauspieler ist eines von rund 200 neuen Mitgliedern, die der Sprachenverein seit Beginn dieses Jahres aufnehmen konnte.

Der aus Kitzbühl stammende Zäther inszenierte in Deutschland und Österreich verschiedene Musicals und Revuen. Zuletzt war der Schauspieler als mephistophelischer Conferencier in dem Musical "Elvis" und als Sir Simson in Oscar Wildes "Gespenst von Canterville" zu sehen. Ab April dieses Jahres steht Zäther im Musical "Buddy – die Buddy Holly Story" in Hamburg auf der Bühne.

"Bairisch ist kein wurmstichiger, verstaubter Dialekt, der bei Sprachforschern langsam vermodert, sondern eine der ältesten deutschen Sprachen, die mit lateinischen und griechischen Wurzeln noch mit der Antike verbunden ist und gerade für die jüngere Generation ein Bindeglied in ein modernes Europa sein sollte", betont Hans Triebel. "Zum Beispiel müssen Kinder erfahren und erleben, auf welchem Boden der Tradition und Sprache sie heranwachsen. Ein wesentlicher Bestandteil von Erziehung im Elternhaus, Kindergarten und der Schule muß es sein, Kindern ein Gefühl von Heimat zu vermitteln, wozu auch die Sprache der Region gehört, in die sie hineingeboren oder hineinversetzt wurden."

Triebels Verein, der auch in Österreich und Südtirol Mitglieder hat, sammelt momentan Unterschriften zur Unterstützung einer Forderung an die bayerische Staatsregierung, damit das Bairische als europäische Regionalsprache – ähnlich wie Friesisch, Sorbisch und Niederdeutsch – anerkannt werden soll. Dem Förderverein gehören bekannte Persönlichkeiten an wie der Musical-Star Dagmar Koller, der Schriftsteller Günther Nenning oder der frühere Wiener Oberbürgermeister Helmut Zilk.

Gemeinsam mit dem "Verein zur Währung der deutschen Sprache e.V." in Dortmund verabschiedete der im oberbayerischen Aying ansässige Förderverein überdies kürzlich eine "Grazer Erklärung", in der vor einer Überschwemmung der deutschen Sprache und ihrer Dialekte mit Anglizismen und sinnlosen "angleutschen" Neukonstruktionen gewarnt wird.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen