© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/00 31. März 2000

 
Quiz: Testen Sie Ihre Informationskompetenz
Wer hat das gesagt?
(JF)

Am 17. Dezember 1999 unternahm das SZ-Magazin den Versuch, so etwas wie ein politisches Quiz auf die Beine zu stellen. Es brachte eine Reihe von Zitaten und ließ den Leser raten, ob Adolf Hitler oder Jörg Haider der Autor war. Doch daraus wurde nicht mehr als ein stümperhafter Versuch. Es gab nur zwei mögliche Antworten, was einem anspruchsvollen Rätselspiel nicht gerecht wird. Außerdem gab es nicht mal eine ordentliche Auflösung, mit Punkten und Antwortklassifizierung.

Wir wollen den verehrten Kollegen der Süddeutschen Zeitung mal zeigen, wie es richtig geht. Testen Sie Ihre Informationskompetenz: Wer hat das gesagt? Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt!

1. "Im Januar 1933, als Hitler Reichskanzler wurde, gab es in Deutschland sechs Millionen Arbeitslose. Drei kurze Jahre später, 1936, herrschte Vollbeschäftigung. Aus schreiender Not und Massenelend war allgemein ein bescheiden-behaglicher Wohlstand geworden. Fast ebenso wichtig: An die Stelle von Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit waren Zuversicht und Selbstvertrauen getreten. Und noch wunderbarer: Der Übergang von Depression zu Wirtschaftsblüte war ohne Inflation erreicht worden, bei völlig stabilen Löhnen und Preisen. Das ist später nicht einmal Ludwig Erhard gelungen."

Jörg Haider, David Irving, Sebastian Haffner, Josef Joffe?

 

2. "In der Welt der kapitalistischen Demokratie lautet der Wirtschaftsgrundsatz: Das Volk ist für die Wirtschaft da und die Wirtschaft für das Kapital. Wir haben diesen Grundsatz umgedreht, nämlich: Das Kapital ist für die Wirtschaft da und die Wirtschaft ist für das Volk da. (…) Das primäre ist das Volk."

Erich Honecker, Mao Tse-Tung, Fidel Castro, Adolf Hitler?

 

3. "Per Definition ist eine sich globalisierende eine sich entnationalisierende Welt. Wenn der Markt global ist, sind es auch Produktion, Investition und Distribution. Logischerweise können deren Gesetze nicht dem Nationalstaat gehorchen; es zählen Ertrag, Bilanz und die Aktionäre, die viele Pässe haben. (…) Heute läßt sich die Wirtschaft für nichts mehr einspannen; ihre Treue gehört dem Staat nur so lange, wie der vernünftige Investitions- und Produktionsbedingungen garantiert. Tut er es nicht, heißt es ’goodbye, Berlin‘ und ’hello, Bombay‘."

Alan Greenspan, Josef Joffe, Hilmar Kopper, Martin Bangemann?

 

4. "Wenn es ihn nicht gegeben hätte, müßte man in glatt erfinden: den Holocaust. Die Gegenwart ist undenkbar ohne ihn, die Medien, die Öffentlichkeit profitieren von ihm. Der Holocaust füllt die Seiten der Zeitungen und Journale, er füllt endlose Sendeminuten in Hörfunk und Fernsehen und Kino, er bietet stundenlangen Gesprächsrunden erhitzenden Diskussionsstoff, er erfüllt bedürftige Seelen mit gehobener Stimmung, er füllt, nicht zuletzt, die Kassen von Produzenten, Regisseuren, Schauspielern, Journalisten Autoren und vieler anderer. ... Und was wäre die Politik ohne den Holocaust: Ethnische Grundsatzdebatten entbehrten jeglichen gemeinsamen Nenners, Kriege ließen sich nicht mehr verharmlosen oder verdammen, wenn sie "weniger grausam" als der Holocaust, wenn sie genauso grausam wie der Holocaust sind."

Franz Schönhuber, Jörg Haider, Michael Wolffsohn, Richard Chaim Schneider?

 

5. "Ich sehe es eher als unsere Aufgabe an, im humanitären Bereich voranzukommen, zum Beispiel in der Entschädigungsfrage für Zwangsarbeiter und im Austausch von Schülern und Studenten. Wenn wir den Holocaust dauerhaft verhindern wollen, müssen wir in den Menschen ein anderes Verständnis erzeugen und Toleranz lehren."

Heribert Prantl, Richard von Weizsäcker, Jörg Haider, Johannes Rau?

 

6. "Und was mir auch sehr angelegen war, war daß ich mich über Jahre hinweg sehr in der Asyldebatte engagiert habe, und da ist es vielleicht doch so, daß die SPD schon viel früher umgefallen wäre, wenn sie nicht von der Süddeutschen einige Zeit lang erfolgreich daran gehindert worden wäre. Das ist auch so ein Punkt, wo man sagen kann: Da hat man so einen gewissen Einfluß."

Gregor Gysi, Herbert Riehl-Heyse, Heribert Prantl, Christian Ude?

 

7. "Der Deutsche versuchte dem Tode zu entkommen, indem er auf die Genfer Konvention hinwies. ’Du irrst Dich Bruder‘, sagte ich zu ihm und schoß ihm dreimal schnell in den Bauch, und als er dann in die Knie ging, schoß ich ihm in den Schädel, so daß ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich."

Ilja Ehrenburg, Charles Bukowski, Lawrenti Berija, Ernest Hemingway?

 

8. "Lieber Egon Krenz, für Deinen freundlichen Willkommensgruß bedanke ich mich sehr herzlich. Es war schade, daß wir uns nicht persönlich treffen konnten. Aber das läßt sich sicher bei einer anderen Gelegenheit nachholen. Die Gespräche in der DDR waren offen und informativ. Besonders war ich von Erich Honecker beeindruckt."

Theo Sommer, Heribert Prantl, Gerhard Schröder, Hans-Jochen Vogel?

 

9. "Deutsch war für die Deutschen ein Ideal, das alles bezeichnete, was sie in der deutschen Wirklichkeit vermißten: die Treue, die Unbestechlichkeit. Deutsch war für den Rest schon der mittelalterlichen Welt ein Schimpfwort, das plump, versoffen, brutal bedeutete. (…) Deutsch ist, wer zum Volk der Mörder gehört."

Herbert Riehl-Heyse, Lea Rosh, Claudius Seidl, Elfriede Jelinek?

 

10. "Deutsche Helden müßte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen:"

Joschka Fischer, Angela Marquard, Andreas Baader, Jürgen Trittin?

 

11. "Eine politische Elite, die Rechtsterroristen, Rechtsradikale, Rechtspopulisten und Nationalkonservative nicht zu unterscheiden vermag, verliert ihren Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung. Dieser Prozeß ist sowieso im Gange. Man sollte ihn nicht noch beschleunigen."

Jörg Haider, Botho Strauß, Peter Glotz, Martin Walser?

 

 

Auswertung

9 – 12 Punkte: Bravo, Sie haben sich einen klaren Blick durch den Nebel des Zeitgeistes bewahrt. Obwohl Sie Süddeutsche Zeitung lesen, sehen Sie mehr. Das liegt sicher daran, daß Sie sich aus verschiedenen Quellen informieren. Ihre Informationskompetenz ist unbestritten.

4 – 8 Punkte: Die Informationsgesellschaft hat in Ihrer Urteilsfähigkeit bereits deutliche Spuren hinterlassen. Der drohenden Einschränkung der Wahrnehmung begegnen Sie durch die Wahl unterschiedlichster Informationsquellen. Lassen Sie sich nicht durch Pseudoereignisse ablenken. Lernen Sie zwischen den Zeilen zu lesen. Glauben Sie nicht alles, was Ihnen als "Tatsache" vorgesetzt wird.

0 – 3 Punkte: Sie sind das Opfer zeitgeistorientierter Medien geworden. Realitätsverlust droht, weil Sie zwischen Tatsache und Täuschung nicht mehr unterscheiden können. Die selektive Wahrnehmung des Gesinnungsjournalismus hat sich bereits auf Sie übertragen. Wenn Sie sich der Manipulation entziehen und die Kritikfähigkeit erhalten wollen, sollten Sie (noch) häufiger die junge freiheit lesen.

 

Auflösung:

1. Sebastian Haffner, "Anmerkungen zu Hitler", 5. Auflage, S. 38, Kindler, 1978; 2. Adolf Hitler, Rede vom 11. Dezember 1940; 3. Josef Joffe, Ressortleiter Außenpolitik und künftiger Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit, in der Süddeutschen Zeitung vom 4./5. September 1999; 4. Der deutsch-jüdische Publizist Richard Chaim Schneider in "Fetisch Holocaust" (1997, Kindler, S. 9/10); 5. Jörg Haider im Zeit-Interview vom 3. Februar 2000; 6. Heribert Prantl in einem Interview für die Regensburger Schülerzeitung Regenwurm, 1997; 7. Ernest Hemingway, "Ausgewählte Briefe 1917 bis 1961", S. 672; 8. Gerhard Schröder, Schreiben an Egon Krenz vom 31. Januar 1986; 9. Der SZ-Autor Claudius Seidl im SZ-Feuilleton vom 4. Oktober 1997, S. 17; 10. Joschka Fischer in Pflasterstrand, Frankfurt, 1982; 11. Prof. Dr. Peter Glotz, ehemaliger SPD-Bundesgeschäftsführer, zur Anti-Haider-Kampagne.


 
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