© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Skrupelloser Handel mit seltenen Tieren
Tierschutz: Elfte Artenschutzkonferenz findet in Nairobi statt
Volker Kempf

Vom 10. bis 20. April findet in Nairobi die 11. Artenschutzkonferenz statt. Grundlage der Verhandlungen ist das Washingtoner Artenschutzabkommen, das 1973 abgeschlossen wurde und den Handel mit Pflanzen- und Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, regelt. Es verlangt für gefährdete Arten Ausfuhrgenehmigungen und schreibt Ursprungszeugnisse für in den einzelnen Ländern geschützten Arten vor. Die Liste umfaßt mehrere tausend Tier- sowie Pflanzenarten.

Der Naturschutzbund (NABU) forderte im Vorfeld der Verhandlungen "konzentrierte Aktionen gegen den Tierhandel". Bei einem Besuch im niedersächsischen NABU-Artenschutzzentrum "Leiferde" kritisierte NABU-Präsident Jochen Flachsbarth, daß Deutschland eines der wichtigsten Abnehmerländer für illegalen Handel mit weltweit bedrohten Tieren und Pflanzen sei. "Dekadenz und Unwissenheit führen dazu, daß in Deutschland ein riesiger Markt für den skrupellosen Handel mit seltenen Arten besteht", so Flachsbarth.

Nach dem Drogen- und Waffenhandel nimmt der Handel mit Tieren und Pflanzen weltweit den dritten Platz bei illegalen Geschäften ein. Allein der Handel mit lebenden Tieren und Pflanzen ist nach Einschätzung des NABU auf mehr als 300 Millionen Fische, über fünf Millionen Vögel, über 25.000 Affen, knapp 10 Millionen Orchideen und 7,5 Millionen Kakteen zu beziffern. In Deutschland und der EU stellen eines der Hauptprobleme beim Kampf gegen den illegalen Handel mit Tieren und Pflanzen die begrenzten Zoll-Kapazitäten dar. Das komplizierte System der Verbotslisten für den Handel mit Tieren und Pflanzen muß nach Einschätzung des NABU nach Vorbild des amerikanischen "Wild Bird Conservation Act" vereinfacht werden. Die Strafen müßten ferner deutlicher zum Ausdruck bringen, daß es beim illegalen Tier- und Pflanzenhandel nicht um Kavaliersdelikte gehe. Verbraucher werden vom NABU aufgerufen, vom Händler, so sie sich Tiere oder exotische Pflanzen anschaffen, bescheinigen zu lassen, daß diese nach den Bestimmungen des Artenschutzabkommens und der EU-Artenschutzordnung gehandelt worden sind.

In Nairobi wird es insbesondere um die Erhaltung oder Vernichtung von Nationalparks, etwa für Elefanten, gehen. Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat am 23. März im Bundestag angekündigt, im kenianischen Nairobi gegen Anträge mehrerer afrikanischer Staaten zu stimmen, wieder Elfenbein verkaufen zu dürfen. Die CDU/CSU-Fraktion begrüßte dies. Die 1997 beschlossene Lockerung des Elfenbein-Handels habe verheerende Folgen für die bedrohte Elefantenart gehabt, sagte der CDU-Abgeordnete Cajus Caesar.

Nur eine Kultur, die nichtmenschliche Geschöpfe achtet, ist auch in anderen Belangen zu Sensibilität und Fürsorglichkeit fähig, urteilen Vertreter der Tierrechtsbewegung. "Tierschutz ist Menschenschutz" heißt es deshalb bei der "Aktionsgemeinschaft Artenschutz", die in diesen Tagen, gesponsert von der Fluggesellschaft LTU, eigene Vertreter nach Nairobi entsendet, um eine Million Unterschriften für den Erhalt der letzten Reste der Natur zu überreichen.


 
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