© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/00 21. April 2000

 
Beate Winkler
Expertin für Kampagnen
von Maxie Kruedener

Die EU-Bürokratie wuchert. Das ist eigentlich keine Nachricht, sondern ein Sachverhalt. Für hartgesottene EU-Gegner vielleicht auch die Beschreibung eines Krankheitsverlaufs. Letztere würden dann dazu neigen, die Etablierung der neuen EU-Behörde in Wien, der "Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit", nur als Ausbildung einer weiteren Metastase anzusehen. Und doch haben wir es hier mit einem Quantensprung zu tun, einer neuen politischen Qualität des Brüsseler Autokratismus. Hier werden Konturen eines supranationalen Überwachungsstaates sichtbar. Bei der Eröffnungszeremonie in der Wiener Hofburg bekannte Nicole Fontaine, die Präsidentin des EU-Parlaments, denn auch in schöner Offenheit, welcher Aufgabe sich das "Anti-Rassismus-Büro" widme: "Was wir verändern müssen, ist unser kollektives Bewußtsein."

Zuständig für die Koordination solch grenzüberschreitender Gehirnwäsche sind der Vorsitzende der Verwaltungsbehörde, der aus dem jüdischen Großbürgertum stammende Franzose Jean Kahn, und die deutsche Direktorin Beate Winkler. Die neben dem weltläufigen Kahn eher blasse Frau Winkler ist gleichwohl entschlossen, die ihr zugedachte Rolle als Big Mother auszufüllen. Die ehrgeizige Juristin wurde 1949 in Dresden geboren, sozialisierte sich aber ab 1957 im Westen, wo sie Gongschlag 1968 ihr Studium begann, das 1973 mit dem Referendarexamen endete. Bei so eindrücklicher Kohortenprägung nahm ihre Karriere den vorhersehbar gradlinigen Verlauf. Ende der siebziger Jahre für den Studentenaustausch im Bonner Bildungsministerium aktiv, stieß sie früh zum Arbeitsstab Lieselotte Funkes, der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen. Bis 1996, als sie die Geschäftsführung des Bundes Deutscher Architekten übernahm, war Frau Winkler unter Funke und deren Nachfolgerin Cornelia Schmalz-Jacobsen fünfzehn Jahre für die propagandistische Flankierung von Helmut Kohls offensiver Einwanderungspolitik tätig – unterbrochen nur von einem Kurzausflug in die WDR-Redaktion und einer Auszeit für die nicht eben prickelnde Kölner Dissertation über "Elterliche Sorge und Berufswahl" .

Seit 1993 sitzt Frau Winkler im Vorstand der Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Sie rühmt sich gern selbst als "Initiatorin neuer Lösungsansätze von Migration und Integration" sowie ihrer Begabung bei der "Entwicklung von übergreifenden gesellschaftlichen Kampagnen". Was diese verschleiernde Sprache verharmlost, entbirgt mit beängstigend totalitärer Konsequenz die Liste ihrer im Arbeitsstab realisierten Projekte, die alle darauf zielen, die Medienmultis für die Sache des aggressiven Immigrationismus einzuspannen. "Einwanderung" ist demnach ein europäisches "Schicksal". Wer diesem Dogma mißtraut, erliegt "Vorurteilen" und hat künftig mit diskriminierenden "Antidiskriminierungs"-Maßnahmen der Wiener Kommissarin zu rechnen.


 
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