© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/00 21. April 2000

 
Frisch gepresst

Konservatismus-Forschung. Als Auftakt einer neuen Reihe "Studien und Texte zur Erforschung des Konservatismus" , herausgegeben von Caspar von Schrenck-Notzing, ist eine Aufsatzsammlung erschienen, die bilanziert, was die Forschung bisher zur Geschichte der konservativen politischen Bewegung beigetragen hat ("Stand und Probleme der Erforschung des Konservatismus", Duncker&Humblot, Berlin 2000, 242 Seiten, 98 Mark). Hervorzuheben ist neben Frank-Lothar Krolls Studie über KR und Nationalsozialismus der Literaturbericht von Felix Dirsch über den "Katholischen Konservatismus", dem leider keine Ergänzung zu seinem protestantischen Pendant folgt. Etwas schade angesichts der religiösen Konditionierung der KR, deren Exponenten sich über alle Gräben hinweg doch auf Hölderlins Diktum hätten einigen können: "Allein zu sein und ohne Götter – das ist der Tod."

Weltmacht Europa? Das Buch einer US-Journalistin, die der Verlag als eine der "erfahrensten Beobachterinnen der europäischen Politik" rühmt, sollte eigentlich nicht auf Readers Digest-Niveau daherkommen. Doch genau dies mutet Elizabeth Pond ihren Lesern zu ("Die Stunde Europas. Ein Kontinent auf dem Weg zur Weltmacht", Propyläen Verlag, Berlin 2000, 416 Seiten, 48 Mark). Die schon im Titel versprochene Verortung Europas in den Machtkonstellationen des 21. Jahrhunderts wird nirgends sichtbar. Da der Autorin jegliche analytische Kraft fehlt, bleibt es beim retrospektiven Referieren der europäischen Vordergrundgeschichte seit 1989. Und selbst dabei läßt sie jede kritische Distanz vermissen, da Frau Pond in Währungsunion, radikaler "Liberalisierung" und transatlantischer "Partnerschaft" die Determinanten unseres weltpolitischen Aufstiegs sieht. Die Abschnitte über die Irak- und Kosovo-Interventionen Washingtons lesen sich gar wie Presseerklärungen des Pentagon.


 
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