© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000


Rüttgers’ Zitterpartie
von Michael Oelmann

Die heiße Wahlkampfphase in Nordrhein-Westfalen ist eingeläutet: In gut einer Woche wird sich herausstellen, ob die schwergewichtige sozialdemokratische Bastion im Westen fallen wird. Aber trotz aller Skandale im unter roter Verfilzung und Vetternwirtschaft leidenden größten Bundesland: alles andere als ein "Weiter so, SPD" wäre eine Sensation. Dies gilt um so mehr, seit die CDU sich durch den Spendenskandal um fast alle Siegeschancen gebracht hat. Wie knapp es hätte werden können (und vielleicht noch wird?), zeigen die aktuellen Prognosen, wonach Herausforderer Rüttgers, trotz der relativen Unbeliebtheit des etwas steifen Ex-Zukunftsministers, immerhin einige Prozentpunkte näher an die sieggewohnten NRW-Genossen gekommen ist, als es zu erwarten war.

Fast immer bedeutender scheint indes die Frage zu werden, ob es Möllemanns NRW-FDP tatsächlich schaffen könnte, die allseits plakatierte Zielvorstellung von acht Prozent zu knacken. Ministerpräsident Clement jedenfalls wäre glücklich, könnte er so doch Abschied von der ungeliebten rotgrünen Koalition nehmen. Mit ein wenig Phantasie kann man sich auch noch einige andere Genossen – gerade in Berlin – vorstellen, die über eine neue, wegweisende sozialliberale Zusammenarbeit in NRW nicht unglücklich wären.

Rot-gelb scheint für Linke wie Liberale so etwas wie die Überlebensstrategie der Zukunft zu werden. An Rhein und Ruhr jedenfalls wäre es das kleinere Übel, und mit dieser politischen Haltung hat man sich schließlich zu begnügen gewöhnt in Deutschland.


 
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