© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/00 12. Mai 2000

 
"In erster Linie freiheitlich"
Roman Gleißner über das Parteiprogramm der FDVP
Moritz Schwarz

Herr Gleißner, Sie haben das Programm der FDVP maßgeblich erarbeitet. Wo sehen Sie das zentrale Anliegen des Programms?

Gleißner: Für mich sind zwei Punkte besonders wichtig. Einmal das nationale Anliegen: Also Wahrung der deutschen Interessen und der Identität. Dazu gehört unter anderem auch die Einsicht, daß Deutschland kein Einwanderungsland ist. Deutschland hat sich historisch gebildet und ist keine beliebig verteilbare Landmasse. Wir sind ein autochthoner Staat.

Der zweite Punkt ist für mich die Familienpolitik: Hier brüsten sich die etablierten Parteien in erster Linie, ihrer Politik läge diese besonders am Herzen, doch tatsächlich tun sie jämmerlich wenig. Wir finden in diesem Zusammenhang den Kinderscheck der Österreicher sehr interessant und prüfen diese Idee zur Zeit eingehend für die Bundesrepublik Deutschland.

Welche weltanschauliche Orientierung wollten Sie dem Programm verleihen?

Gleißner: Wir wollen mit unserer Politik den Menschen ermöglichen, wieder stolz zu sein auf ihr Land. Wir wollen nicht, daß sich irgendwer länger verstecken muß. Das hat nichts damit zu tun, daß man als Deutscher arrrogant und überheblich auftreten dürfe, und was in der Vergangenheit, besonders im Nationalsozialismus, geschehen ist, war ein Verbrechen, das sagen wir auch ganz klar.

Bei Ihrer Arbeit haben Sie sich an der FPÖ orientiert. Welche programmatische Ausrichtung haben Sie?

Gleißner: In erster Linie freiheitlich. Freiheitlich-national, in dieser Reihenfolge.

Inwiefern stellt Ihr Programm eine Abkehr von der DVU dar?

Gleißner: Natürlich haben wir auch noch viele Übereinstimmungen mit dem Programm der DVU. Bezüglich dessen, was im Programm der Volksunion steht, haben wir uns nicht völlig gelöst. Wir haben aber Schwerpunkte verschoben und Neues eingebracht.

Ihr Programm erscheint auffällig positiv gehalten. Sie verzichten weitgehend auf einen aggressiven Grundton. Haben Sie nicht die Befürchtung, so vom Wähler in Konkurrenz mit den etablierten Parteien nicht wahrgenommen zu werden?

Gleißner: Wir halten nichts von diesen aggressiven Zuspitzungen. Wir sind auch klar gegen jede Form von Gewalt und Extremismus. Ich komme eigentlich von den Grauen Panthern, da war das auch schon so. Wir wollen Inhalte vermitteln und in der politischen Auseinandersetzung stets sachlich bleiben.

 

Roman E. Gleißner ist Soziologe und Referent für Arbeit, Frauen, Jugend und Soziales der FDVP im Landtag von Sachsen-Anhalt.


 
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