© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/00 12. Mai 2000

 
Frisch gepresst

Nietzsche. Als der Glaube nicht mehr geholfen hat und Professor Nietzsche dem lieben Gott den Totenschein ausstellte, half noch lange der Glaube an die Surrogate. Georges Batailles Reflexionen ("Wiedergutmachung an Nietzsche. Das Nietzsche-Memorandum und andere Texte", Matthes & Seitz, München 1999, 410 Seiten, 68 Mark) nehmen 1944 Nietzsche für die fundamentale Kritik des modernen Zweckdenkens in Anspruch. Gerd Bergfleth bietet auf hundert Seiten Erläuterungen zu dieser Denkarbeit des Pariser Bibliothekars.

Volksdeutsche. Michael Fahlbusch ("Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften von 1931–1945", Nomos Verlag, Baden-Baden 1999, 887 Seiten, 138 Mark) legt nach zehnjähriger Archivfron ein Kompendium vor, das niemand entbehren kann, der sich mit der Geschichte der deutschen Minderheiten, mit ihrer politischen und wissenschaftlichen Instrumentalisierung befaßt. Daß Fahlbusch die tropische Materialfülle leider starr-ahistorisch strukturiert, ist eher der dumpfen Schuldkultur anzulasten, die ihn, Jahrgang 1957, sozialisiert hat.

Rotbuch. Im Partydeutsch könnte man das Buch von Konrad Löw ("Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie. Marx&Engels – die Väter des Terrors", Langen Müller, München 1999, 49,90 Mark) einen "Absacker" nennen. Denn wer das 1998 veröffentlichte "Schwarzbuch des Kommunismus" noch nicht richtig verdaut hat, erhält hier 1.000 Zitate nachgereicht, die die Kausalität zwischen Marxscher Lehre und den kommunistischen Massenmorden belegen sollen. Die nach 1945 im Westen als Erben des deutschen Idealismus Vergötterten scheinen für Löw nur auf eine Weise mit dieser Tradition verbunden: als Verkörpungen des "radikal Bösen" der kantischen Anthropologie.


 
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