© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
WIRTSCHAFT
Der Euro in der Doppelfalle
Bernd-Thomas Ramb

Als Gegenpol zur Wirtschaftsweltmacht USA wurde die Europäische Wirtschaftsunion angekündigt. Der Euro sollte dabei die Rolle der EU- Wirtschaftswunderwaffe spielen. Nun zappelt Euroland an der US-Zinsleine. Jede Zinserhöhung der US-Zentralbank wird von den Euro-Verwaltern widerwillig nachgeholt und die Luft nach oben immer dünner. Die jüngste Zinsanhebung der USA um satte 0,5 Prozentpunkte verurteilt nun die EZB zum riskanten Zinsroulette.

Der Euro steckt mitten in der Zinsfalle, sein schwindender Außenwert könnte durch allenfalls theoretisch denkbare Devisenverkäufe der EZB nicht einmal marginal gestützt werden. Im Gegenteil, solche Marktmanipulationsversuche würden dem Euro das restliche Renommee rauben und den weiteren Absturz beschleunigen. Es bleibt – aus Sicht der EZB – nur das Mittel der Zinsanhebung. Um den Außenwert des Euros gegenüber dem Dollar wieder ansteigen zu lassen, müßte die Zinslücke deutlich verringert werden, ein absolut tödliches Szenario für die immer noch dahindümpelnde EU-Wirtschaft.

Die USA mit ihrem Wirtschaftswachstum und ihrer Vollbeschäftigung, können, ja müssen die Zinsen heraufschrauben. Warum sollten sie, gerade in ihrem Wahljahr, dabei auf Europa Rücksicht nehmen? Noch dazu, wo die europäischen Regierungen ihre wirtschaftpolitischen Hausaufgaben nicht erledigen. Der schwache Euro reflektiert vor allem die Unfähigkeit, insbesondere der deutschen Wirtschaft, zu strukturellen Reformen. Damit steckt die daran unschuldige EZB gleichzeitig in einer Politikfalle. Das doppelte Euro-Fallbeil könnte EZB-Chef Duisenberg den Kopf kosten. Die Franzosen würden es sicher nicht bedauern.


 
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