© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/00 02. Juni 2000

 
Meldungen

Minderheitenforscher drängen in die Praxis

FLENSBURG. Seit 1996 führt das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (European Centre for Minority Issues) in Flensburg ein Schattendasein. Wie anläßlich der Amtseinführung des neuen Direktors, des anglojüdischen Völkerrechtlers Marc Weller (Cambridge), verlautet, haben die im traditionsreichen Kompagnietor tätigen sechs Wissenschaftler sich bisher vielleicht zu stark auf "Grundlagenforschung" konzentriert. Weller möchte die politologisch-soziologisch geprägten Studien zukünftig stärker in die Praxis umsetzen. Da er selbst lange als Politikberater auf dem Balkan tätig war, sollen die Konflikte zwischen Serben und Kosovo-Albanern und das ethnisch instabile Mazedonien zu neuenSchwerpunkten der Theorie und Praxis vermittelnden Arbeit werden. Auch den Minderheitenfragen im Baltikum und im russisch verwalteten Nordostpreußen will man sich zuwenden. Geplant ist zudem die Vergabe von zehn befristeten Forschungsaufträgen und die Einrichtung einer siebten Planstelle, für die schon 100 Bewerbungen vorliegen (Infos über Internet: www.ecmi.de ).

 

Bayern eröffnet virtuellen Campus

MÜNCHEN. Bayern soll wieder einmal an der Spitze des bildungspolitischen Fortschritts marschieren. An der Fachhochschule Hof startete der Pilotbetrieb einer virtuellen Hochschule, der sich neun bayerische Universitäten und elf Fachhochschulen anschließen sollen. Ziel ist es, das herkömmliche Fernstudium mittels Internet zu modernisieren. Vom heimischen Arbeitszimmer erhält der Student per Mausklick Zugriff auf Arbeitsmaterialien, Vorlesungen und Labordemonstrationen. Der virtuelle Campus, in Bayern vorerst konzentriert auf Medizin, Informatik, Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften, ist auch in Baden-Württemberg, Saarland und Rheinland-Pfalz über die Planungsphase hinaus gediehen. In Schleswig-Holstein bietet die virtuelle Fachschule Lübeck ( www.vfh.de ) ein noch schmales Angebot von einigen Studiengängen auf dem IT-Sektor.

 

Historiker erschließen sich neue Berufsfelder

KÖLN. Acht von zehn Studenten der Geschichtswissenschaft steuerten um 1980 das Staatsexamen und damit den Lehrerberuf an. Nach einer Erhebung des Kölner Instituts für deutsche Wirtschaft sorgten die bildungspolitischen Mittelkürzungen dafür, daß Anfang der neunziger Jahre nur noch 26 Prozent der Junghistoriker in die Schuldienst wollten. Dieser Trend ist gegenwärtig rückläufig: 35 Prozent der Studienanfänger sehen ihre Zukunft wieder im pädagogischen Beruf. Gleichwohl hat sich das Gros der Nachwuchshistoriker, sicher angestachelt durch die erstaunliche Karriere des Zeithistorikers Helmut Kohl, studienferne Berufsfelder im Journalismus und im Verlagswesen, zunehmend aber auch in der Werbebranche und in der Informationstechnologie erschlossen.

 

Deutsche Forschung auf dem Prüfstand

MÜNCHEN. Im Mai-Heft von Spektrum der Wissenschaft referiert Brigitte Röthlein die Resultate eines von der Max-Planck-Gesellschaft veranstalteten Forums, das sich mit der Verfassung des Wissenschaftsstandorts Deutschland beschäftigte. Weitgehende Zustimmung fanden dabei die Forderungen des Forschungsvorstands von DaimlerChrysler. Demnach müßte "vier Megatrends" gefolgt werden: Erreichung einer nachhaltigen Mobilität, Verbesserung der Datenvernetzung, Anschluß an den Siegeszug der Elektronik und Mechatronik mit allen ihren Möglichkeiten in Funktion und Miniaturisierung sowie die Schaffung von Möglichkeiten, in Zukunft maßgeschneiderte Werkstoffe herzustellen, die in einer Kreislaufwirtschaft verwendet werden.


 
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