© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/00 09. Juni 2000


Schwarz-grüne Alpträume
von Alexander Schmidt

Jürgen Möllemann hat mit der sozialliberalen Positionierung der FDP in der CDU einen Prozeß ausgelöst, der irgendwo zwischen Übersprungshandlung, politischem Wahnsinn und Kalkül liegt. Es wird laut darüber nachgedacht, mit den Grünen Länderregierungen zu bilden. Ministerpräsident Teufel war es, der vor einigen Jahren am Rednerpult des grünen Landesparteitages stand. So groß seien die Unterschiede nicht, hört man gern aus den Reihen der Union, etwa der berühmten "Pizza-Connection". Auch die von den Grünen demonstrierte Dehnbarkeit in Grundsatzfragen scheint der Union zu gefallen. Trotz aller Euphorie über die gefundene Gemeinsamkeit aus Verantwortung für die kommende Generation, Liebe zur Natur und dem Schutz von Menschenrechten darf die rosarote Unions-Brille aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß ihr grüner Traumpartner nicht nur durch die Brille rot erscheint, sondern dies tatsächlich auch ist. Beide vertreten zwar ähnliche Ziele, wie die Bewahrung der Umwelt und der Gemeinschaft, die Basiskonstanten liegen aber um Längen auseinander. Es ist ein Unterschied, ob eine Partei aus dem Katholizismus schöpft oder auf atheistische und übersättigte 68er-Wähler zurückgreift. Ob ein Baum gefällt werden soll oder nicht, ist verhandelbar, in den politischen Grundsätzen verkörpern beide ganz andere Generationen. Die Union muß sich auch um ihre politische Zukunft und Glaubwürdigkeit sorgen. Und ob da eine Partei helfen kann, die den größten Wählerschwund in ihrer Geschichte erlebt? Aber vielleicht ist das die neue soziale Komponente der CDU.


 
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