© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/00 09. Juni 2000

 
Blick in die Medien
"Happy End"
Ronald Gläser

Wenn im Fernsehen ein (Anti-)Kriegsfilm zu sehen ist, kann man eigentlich nur das Gerät abstellen und ein gutes Buch in die Hand nehmen, ins Kino gehen oder gleich ins Bett. Schließlich findet sich das ewig gleiche Szenario. In amerikanischen Produktionen sind die Marines die Helden, in jugoslawischen Filmen sind es die Partisanen, und in französischen Streifen brillieren natürlich die Franzosen als die besten Kämpfer. Nur in deutschen Kriegsfilmen spielen die Deutschen immer die Bösewichte, die am Ende natürlich verlieren. Akzeptabel hingegen wirkte da der Hollywood-Streifen "Britannic", den RTL am Sonntag ausgestrahlt hatte. Hier wird die fiktive Geschichte vom Untergang des Schwesterschiffs der "Titanic" im Ersten Weltkrieg erzählt. Zwar befindet sich an Bord des Luxusliners statt des Helden Leonardo di Caprio nur Edward Atterton als deutscher Topspion zusammen mit einigen irischen Nationalisten. Und die versuchen auch noch, das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen. Aber natürlich mißlingt der Versuch, doch zumindest überlebt der deutsche Spion und wickelt eine britische Agentin um den kleinen Finger. Am Ende sprengt er mit letzter Kraft das Passagierschiff, dessen Ladung aus (man höre und staune) Waffen und Munition besteht, eigenhändig in die Luft. Das glückliche Ende besteht darin, daß alle Zivilisten, die von den hinterhältigen Engländern als "lebende Schutzschilde" mißbraucht werden, dem Inferno entgehen, während die Ladung unwiederbringlich auf dem Meeresboden versinkt. Nur unser Spion muß den Heldentod sterben.


 
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