© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000


Fromme Warnung
von Hans-Peter Rißmann

In einem Interview hat der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, die Auffassung geäußert, er fürchte mehr den Rechts- als den Linksextremismus. Die Zeitung meldete dies unter der Schlagzeile "Deutschland droht Terror von rechts". Nun ja, Fromm hat eigentlich wenig anderes gesagt als so viele Verfassungsschutzpräsidenten vor ihm auch. Nein, er wollte nicht so weit gehen, von dem Entstehen einer "Braunen Armee Fraktion" zu sprechen, aber "terroristische Einzelaktionen" schließe er nicht aus.

So wie man gemeinhin sagt "Sex sells", so gilt für deutsche Medien "Hitler sells" (auf gut deutsch: Nazi-Geschichten verkaufen sich gut). Journalisten und Verfassungsschützer fahnden deshalb nach prallen Geschichten über schrullige Altnazis und kahlrasierte Jungmannen, die den Führer wiederhaben wollen. Und die sind auch tatsächlich zu finden. Nur gewinnen sie glücklicherweise auch ohne die alarmiert warnenden Stimmen der Medien und den millionenschweren Einsatz des Verfassungsschutzes verschwindend wenige Wähler und Anhänger.

Daß nun die FDP-Bundestagsfraktion zur Bekämpfung des Rechtsextremismus unter Jugendlichen vor allem in den neuen Ländern ein Sonderprogramm von sage und schreibe 250 Millionen Mark pro Jahr fordert, ist ein makabrer Scherz. Das Geld wäre besser zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit oder für junge Familien angelegt. Statt in Negativwerbung zu investieren, sollte das Land etwas für die Stärkung eines demokratischen Nationalbewußtseins tun, das schwarz-weiß-rote Luftschlösser gar nicht aufkommen läßt.


 
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