© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000


Bomben auf Deutschland
von Delf Christian Korschen

Pitbulls, Bullterrier und britische Staatsbürger haben fundamentale Gemeinsamkeiten: Die Liebe zum Knurren und den Beißreflex. Während man allerdings bei den Hunden nie so ganz genau weiß, wann es Zeit wird, die Beine unter den Arm zu klemmen, geben die Jungs von der Insel stets eine kleine Vorwarnzeit. Und dies sind die verbleibenden zwei Jahre, die zwischen einer Fußball-WM und einer Fußball-EM liegen. Wenn es dann aber im Fußball wieder gegen Deutschland geht, dann kennen die Gentlemen ihrer Majestät keine Gnade. Unübertroffen sind dabei die Boulevard-Blätter wie Daily Mirror oder Sun, wenn sie knurrenderweise mit ihren Deutschkenntnissen brillieren und Teutonisches in der Luft zerfleischen. Jedoch klingen die deutschen Vokabeln stets wie aus der Mottenkiste des Zweiten Weltkrieges. Es steigt in einem irgendwie das Gefühl hoch, die englische Nation (Fans, Zeitungen und Touristen) ziehe geschlossen in die Schlacht. Na gut, die Engländer gelten eh als ein wenig skurril, und sie sind bekannt für ihren schwarzen Humor. Daran könnte man sich ja noch gewöhnen, doch gab es im Mai Aufregung um das Video zum offiziellen EM-Song der englischen Nationalmannschaft. In diesem Video fliegt ein Mitglied der Band in einer Spitfire Bombenangriffe gegen Deutschland. Lammfromm könnte man sagen, sie wissen es halt nicht besser. Doch träumen bei dieser EM nicht nur die Briten von Rache und Vergeltung. In Norwegen sind nun EM-Lieder aufgetaucht, in denen es allen Ernstes heißt: "Rache für den 9. April 1940" oder "Deutschland ist ein Drecksland". Wie gut, daß dies nicht ernst gemeint ist. Oder?


 
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