© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/00 23. Juni 2000

 
Meldungen

Alternative Ausbildung für Theologen

MARBURG.Im Herbst geht eine neue Akademie für reformatorische Theologie (ART) an den Start, die junge Menschen zu Theologen ausbilden soll. Man wolle, so die Initiatoren, "bibeltreu" und "missionarisch" sein. Theologiestudenten der Landeskirchen werde mit dieser in Marburg angesiedelten Einrichtung ein Parallelstudium zur Ausbildung an der Universität ermöglicht. Ebenso würden Pastoren, Prediger und Missionare angesprochen, die Fortbildungsangebote zu nutzen. Aus seiner kritischen Distanz zum "Pluralismus" der "Evagelischen Großkirchen" macht der auf "die Geltung des biblischen Wortes" pochende Gründerkreis kein Hehl. (Info: Verein zur Förderung Reformatorischer Theologie, Postfach 2305, 35011 Marburg; Internet: www.reformatio.de ).

 

Das Patentrecht im Human-Genom-Bereich

MÜNCHEN. Anläßlich der Wiedereröffnung des Berliner Harnack-Hauses wurde Joseph Straus der mit 100.000 Mark dotierte Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft (Essen) für seine Forschungen auf dem Gebiet des Patentschutzes gentechnischer Erfindungen verliehen. Straus ist am Münchner Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Patent-, Urheber-, und Wettbewerbsrecht tätig. Der Jurist ist der führende deutsche Wissenschaftler auf diesem Forschungsfeld, unter anderem beratend tätig für den Bundestag, die EU-Kommission und die OECD. Im politischen Rampenlicht steht Straus, seit er dem Intellectual Property Committee der Human Genom Organization vorsitzt, das unter seiner Federführung eine Reihe von spektakulären Erklärungen zur Patentierung im Human-Genom-Bereich verabschiedet hat. Straus bedankte sich in Berlin mit einem Vortrag über "Patentrecht als Bindeglied zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und globalisierter Wirtschaft", der hineinführte in jene fesselnde Welt, der sich nach dem Willen kluger Köpfe bald das "Genom-Feuilleton" widmen soll.

 

Philosophie als neue Leitwissenschaft

CHEMNITZ.Mit unverkennbarem Neid auf seinen medienverwöhnten Kollegen Peter Sloterdijk bietet Ferdinand Fellmann (TU Chemnitz) die Philosophie wieder einmal als Synthesefach an. In der Frankfurter Rundschau repitiert er alte, einst gegen Dilthey und Simmel gerichtete Polemiken gegen ein Philosophieverständnis, das der Wissenschaftsfeindlichkeit romantisch-ästhetischer Geisteswissenschaften verpflichtet sei. Stattdessen solle sich die Philosophie um die "positive" Deutung der neuen Leitwissenschaften, Informatik und Neurobiologie, bemühen.

 

Verstellte Rückblicke auf "Holocaust"-Debatte

ZÜRICH. Die Züricher Stiftung Kirche und Judentum zieht in ihrem Organ Judaica. Beiträge zum Verstehen des Judentums (Heft 1/2000; Redaktion: Stefan Schreiner, Insitutum Judaicum, Universität Tübingen) eine Bilanz der eidgenösssischen "Holocaust-Debatte". Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, meint, daß die "hochemotionale Debatte", die 1996 über die Flüchtlings- und Wirtschaftspolitik sowie über die "Bankenpraxis" der Schweiz zwischen 1933 und 1945 ausbrach, erschreckende "Defizite der Mehrheitsgesellschaft" offenbar gemacht und die Distanz zu den knapp 20.000 Schweizer Juden vergrößert habe. Benz rezipiert die Debatte ausschließlich unter der Kategorie des "Vorurteils" ("Ressentiment", "Phantasie", "Syndrom"), die schon von der deutsch-jüdischen Historikerin Eva G. Reichmann in den fünfziger Jahren gegen Theodor W. Adorno als ahistorisch und antiquiert verworfen wurde.


 
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