© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/00 23. Juni 2000

 
Zitate

"Ich bin zum Beispiel der Meinung, daß Deutschland nicht demokratisch ist. Die Tatsache, daß gewählt wird, schafft noch keine Demokratie. Das europäische Parlament schafft keine europäische Demokratie, wir haben keinen effektiven, europäischen Raum, in dem ein vernünftiger Diskurs über wichtige Themen auf demokratische Weise geführt und geregelt werden kann. Und in dem Augenblick, in dem Entscheidungen noch weiter weg wandern, vom Nationalstaat, wird die Demokratie immer weniger."

Lord Ralph Dahrendorf im Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Standart" vom 18. Juni

 

 

"Schlingensiefs Theateraktion gegen die FPÖ wurde beendet, weil linke Demonstranten sie nicht als solche verstanden. Donnerstag nachts stürmten linke Demonstranten die Container der ‘Wiener Festwochen’ und befreiten die darin befindlichen Asylantendarsteller. Der deutsche Regisseur Christoph Schlingensief wußte scheinbar nichts vom letzten Akt seines Stückes, flüchtete sich in verwirrende Aussagen und ließ seine Hauptdarsteller, die Asylanten, völlig wirklichkeitsfremd von Demonstranten abführen. In den Asyl-Containern brach unter den verbliebenen sieben Ausländern während der ‘Befreiungsaktion’ Panik aus. Die der deutschen Sprache kaum mächtigen Asyldarsteller konnten nicht wissen, daß die Erstürmung ihrer Unterkunft als Befreiung enden sollte, die meisten dachten instinktiv an eine Bedrohung von rechts."

Hannes Hofbauer im "Neuen Deutschland" vom 17./18. Juni

 

 

"Ich sehe kein anderes Land in Europa, in dem so viele Bücher über die Vergangenheit verfaßt werden wie in Deutschland."

Wladyslaw Bartoszewski, früherer polnischer Außenminister, in einer Hamburger Diskussionsveranstaltung

 

 

"Die tschechische Stadt Brünn ist heute vor allem durch ein Stuhlmodell bekannt, das Ludwig Mies van der Rohe in den späten zwanziger Jahren entwarf und nach dem Ort nannte, für den er ihn geschaffen hatte: Brno, der tschechische Name von Brünn. Schon Mies wollte also seinerzeit vom deutschen Brünn nichts mehr wissen, dabei standen die Vertreibungen von 1945 noch bevor."

Hinweis in der "FAZ" vom 19. Juni zum "Lexikon bedeutender Brünner Deutscher"

 

 

"Einer der Gründe für die soziale Bewegung, die wir vorschlagen, ist: Wenn wir nichts tun, wird es gewalttätige Bewegungen geben, wie zum Beispiel schon bei den Bauern, etwa in der Bretagne, die unzusammenhängende Gewalt der Verzweiflung, die sich dann hinter nationalistischen Ideen versammelt, weil ihre fundamentalen Interessen immer noch an nationale Strukturen gebunden sind. Das kann je nach Nation das Schulsystem sein, die Sozialversicherung oder das Gesundheitswesen. Und dann rufen alle: Haider, Haider, Hitler, Hitler!"

Pierre Bourdieu, Soziologe, in einem "taz"-Interview vom 17./18. Juni


 
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