© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/00 30. Juni 2000

 
Neulich im Internet
Netz-Angst
Erol Stern

Seit etwa fünf Jahren haben wir ein neues Schlagwort in der Medienlandschaft – das Internet. In den 60er Jahren erschaffen, um ein postnukleares Amerika von Bunkern aus regieren zu können, später elitär von Universitäten genutzt, steht es heute theoretisch jedem zur Verfügung. Glaubt man jedoch Erhebungen von Meinungsforschern, so haben drei Viertel der Deutschen keine Ahnung vom Internet, ebenso wie etwa 95 Prozent der Weltbevölkerung. Der Mensch fürchtet bekanntlich das am meisten, was er nicht kennt. Ich erinnere mich gut an die Zeit, als der Heimcomputer das Wohnzimmer eroberte und von Presse und Rundfunk Sorgen geschürt wurden: Verlust des Arbeitsplatzes, Geschichten über geldgierige Hacker und finanzielle Manipulation. Heute, rund 15 Jahre später, das gleiche Spiel. Die Welt wird wieder umgekrempelt, aber eben nur ein wenig: Wir schlafen, essen, trinken nach wie vor. Sicherlich haben neue Technologien immer Veränderungen in der Arbeitswelt zur Folge, manchmal radikale. Und eben diese Sorgen sind immer wieder für Schlagzeilen gut. Erstaunlich ist nur, daß auch heute noch so viele, die über PC und Telefon verfügen, offensichtlich zu träge, geizig oder ängstlich sind, rund hundert Mark für ein Modem zu investieren, um dem vermeintlichen Schreckgespenst auf den Zahn zu fühlen. Wer mit einem Textprogramm und Windows einigermaßen klarkommt, sollte es einfach versuchen (zur Not kann man den Internetvertrag ja wieder kündigen und das Modem wegwerfen), ermuntert Euch Euer Erol Stern


 
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