© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/00 07. Juli 2000

 
Jung, unabhängig, realistisch
Das Institut für Staatspolitik nimmt seine Arbeit im August mit der Veranstaltung einer Sommerakademie auf
Kurt Wolf

Das vor wenigen Monaten gegründete Institut für Staatspolitik nimmt seine Arbeit mit einer Sommeruniversität auf, die vom 17. bis 20. August in Thüringen abgehalten wird. Die Universität bietet dem akademischen Nachwuchs die Möglichkeit zur Weiterbildung über den Studienalltag hinaus. Der Teilnahmebeitrag beträgt 120 Mark, die Hörerzahl ist auf vierzig Personen beschränkt. Thema dieser 1. Sommeruniversität sind "die Krisen, die sich in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft zeigen und die nach energischen und ungewöhnlichen Lösungswegen verlangen."

Zu der viertägigen Veranstaltung sind Referenten unterschiedlicher Fachbereiche geladen, unter anderem der Berliner Philosoph Reinhart Maurer, der über den Komplex der ökologischen Krise spricht, der Experte für ethnische Konflikte Stefan Maninger ("Die Volkskrise"), die Historiker Karlheinz Weißmann ("Dekadenz") und Alexander Schuller ("Die Krise des Menschenbildes"). Auch junge Wissenschaftler kommen zum Zuge: Baal Müller etwa ("Nietzsches Krisen") und Ellen Kositza über "Die Krise der Geschlechter".

Wohin die angekündigten "energischen und ungewöhnlichen Lösungswege" weisen könnten, läßt sich aus der Selbstdarstellung des neuen Instituts ersehen. In einer Art Slogan werden immer wieder die drei Schlagworte "jung – unabhängig – realistisch" betont. Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT äußerte der Mitinitiator des Instituts, Götz Kubitschek, daß dies durchaus programmatisch zu verstehen sei: Jung seien die Zielgruppe der Institutionsarbeit und die Initiatorengruppe selbst. Unabhängigkeit von politischer Einflußnahme oder steuernder Finanzierung sei die selbstverständliche Voraussetzung für den wissenschaftlichen Anspruch des Instituts. Zuletzt sei das Schlagwort "realistisch" im doppelten Sinn zu verstehen: Bezogen auf die Sommeruniversität bedeute "realistisch" zum einen, daß von den Referenten präzise, nicht von frommen Wünschen oder Betroffenheiten diktierte Analysen gefordert würden. Zum anderen mache man sich über den momentanen Wirkungskreis keine Illusionen. Daraus leite das Institut aber keinen Kulturpessimismus ab, der sich im Lamento über die Zustände erschöpft. In der Einladung zur Sommeruniversität heißt es wörtlich: "Gesucht wird der neue Realismus, der das Machbare macht, kurz: der zu handeln beginnt."

Im September steht eine Podiumsdiskussion in Berlin an: "Politische Standorte: Konservative, Libertäre, Neue Rechte." Mit dieser Diskussion startet das Institut eine Veranstaltungsreihe, die den Namen "Berliner Kolleg" trägt. In dieser Reihe ist für den Vorabend des 3. Oktober ein Festakt geplant, an dem sich alle Förderer und Freunde des Instituts beteiligen können.

Zum Stichwort Förderer heißt es: Man sei in der Lage, die ersten ein, zwei Veranstaltungen zu finanzieren, weitere Planungen hingen gewissermaßen solange in der Luft, bis die Unterstützung dafür zusammengetragen sei. Wichtig für den Erfolg des Instituts sei deshalb der Aufbau eines breitgefächerten Fördererkreises, der sich mit der Arbeit des Institus identifizieren könne.

Man darf gespannt sein auf die Entwicklung dieser neuen Initiative. Skepsis ist angesagt, viele gutgemeinte Projekte scheitern an überzogenen Vorstellungen oder mangelndem Durchhaltevermögen der Initiatoren. Jedoch spricht gerade in diesem Punkt für das neue Institut, daß eine gehörige Portion Realitätssinn mit im Spiel ist.

 

Einladungen zu den Veranstaltungen und Förderunterlagen können beim Institut für Staatspolitik, Alte Frankfurter Str. 54, 61118 Bad Vilbel angefordert werden.

Unterstützungsbeiträge zum Aufbau des Instituts können auf das Treuhandkonto Stefan Hanz, Deutsche Bank Leipzig, BLZ 820 700 24, KtNr.: 301 331 503 überwiesen werden.


 
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