© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/00 14. Juli 2000

 
Mogelpackung
von Ivan Denes

Der Bundestag hat mit großer Mehrheit das Gesetz zur Gründung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" verabschiedet. Dabei wußte jeder Abgeordnete spätestens seit Norman Finkelsteins Interview in der Berliner Zeitung, daß die Summen, die im Gesetz der Claims Conference zugeteilt werden, aufgrund einer Überlebendenzahl errechnet wurden die nach anderen seriösen Quellen der Realität kaum entsprechen kann. Es herrscht also ein moralisch korrekter Konsens zugunsten einer milliardenschweren Unwahrheit zu Lasten des Steuerzahlers.

Alle Redner prangerten im Plenum die 197.000 Unternehmen an, deren Inhaben oder Manager sich dem Fonds verweigert hatten, nachdem 200.000 "Schnorrerbriefe" verschickt wurden. Wäre nicht die Frage angebracht, ob 98,5 Prozent aller deutscher Spitzenmanager und Handwerksunternehmer verwerfliche Menschen sind, die sich grundlos der "guten Sache" verweigern?

Stimmen tatsächlich nur die moralischen Wertmaßstäbe der Bundestagsredner? Oder hat sogar der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmer, der Bundestagsabgeordnete Rainer Eppelmann, recht, der die Errichtung einer "schwarzen Liste" der zahlungsunwilligen Unternehmen fordert und ihre Sanktionierung durch "Ausschluß" vom öffentlichen Markt? Oder ist Eppelmann in seinem Übereifer als neuer Sozius in die Kanzlei des "berühmt-berüchtigten" Anwalts Ed Fagan eingetreten?


 
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