© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/00 14. Juli 2000

 
Literarische Erinnerungstätte
Der Bund beteiligt sich finanziell an der Sanierung von Wolfgang Koeppens Geburtshaus
Andreas M. Daniel

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat am Freitag in Greifswald eine Vereinbarung zur Rettung des Geburtshauses von Wolfgang Koeppen (1906–1996) unterschrieben. Danach wird der Bund 900.000 Mark für die Sanierung des Hauses zur Verfügung stellen. Mitunterzeichner der Vereinbarung sind Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Peter Kauffold (SPD), Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass als Initiator des Projekts sowie Vertreter der Hansestadt und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Laut Vereinbarung soll im Geburtshaus Koeppens eine literarische Forschungs- und Begegnungsstätte eingerichtet werden. Die Wolfgang-Koeppen-Stiftung war im Februar auf Initiative von Günter Grass gegründet worden. Betrieben wird das Literaturhaus Vorpommern von der Internationalen Wolfgang-Koeppen-Gesellschaft.

Die Bundesrepublik würdige mit diesem Projekt die Leistung Koeppens für die deutsche Nachkriegsliteratur, erklärte Schröder. Kauffold sagte, an Grass gewandt, dieser habe mit seiner Initiative "den für die Region schon fast verlorenen Autor Wolfgang Koeppen in die Erinnerung der hier lebenden Menschen zurückgebracht". Für Mecklenburg-Vorpommern habe das Projekt große Bedeutung. Literatur-Interessierte hätten Vorpommern bislang als weißen Fleck auf der Landkarte der literarischen Erinnerungsstätten empfinden müssen.

Nach der Gründung der Wolfgang-Koeppen-Stiftung im Februar hatte der Bund zugesagt, sich an der Sanierung des Hauses zu beteiligen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellt 300.000 Mark für den Bau sowie 135.000 Mark für ein Forschungsprojekt bereit. Die Stadt Greifswald wird die Unterhaltskosten für das Literaturhaus tragen. Die Universität bringt den Nachlaß des Schriftstellers als Dauerleihgabe ein.

Dieser Nachlaß umfaßt mehr als 11.000 Bücher aus seiner Arbeitsbibliothek, unzählige Manuskripte, Filmprojekte und mehr als 5.000 Briefe. Von den 140 Erzählungen im Nachlaß des Schriftstellers sind bisher lediglich 24 erschienen. Mit seiner Roman-Trilogie "Tauben im Gras" (1951), "Das Treibhaus" (1953) und "Der Tod in Rom" (1954) über die junge Bundesrepublik gilt Koeppen als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit.


 
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