© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/00 21. Juli 2000

 
Meldungen

Europas künftige Rechtspraktiker

FRANKFURT/M.Auch ohne die Anforderungen Europas habe die deutsche Juristenausbildung die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Die Produktion von Einheitsjuristen sei zu lang, zu teuer, zu justizlastig. Ihr auf der Herbstkonferenz der Landesjustizminister eingeleitetes Ende kann dem Bremer Rechtslehrer Erich Röper gar nicht schnell genug kommen. Hoffnungsvoll verweist er auf sich abzeichende, praxisnähere Alternativen, die auch der Tatsache Rechnung tragen, daß das nationale Recht in der EG immer mehr zu einer "Partikularrechtsordnung" herabsinke. Dem trägt die von den Universitäten Groningen, Bremen, London und Oldenburg gegründete Hanse Law School Rechnung, die ihren Lehrbetrieb 2001 aufnimmt und sich am Leitbild international tätigen, "europäischen" Rechtspraktikers orientiert. Im gleichen Heft der Zeitschrift für Rechtspolitik (Heft 6/2000) warnt Thüringens Justizminister Andreas Birkmann (CDU) vor dem drohenden Qualitätsverfall, den der Abschied von der tradierten zweistufigen Juristenausbildung mit sich bringen werde.

 

Polemischer Rückblick auf Walser-Bubis

STUTTGART. In der altehrwürdigen, seit 1923 erscheinenden Deutschen Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (Heft 2/2000), die üblicherweise dem gelehrten Diskurs reserviert ist, durfte jetzt der in Stanford/USA lehrende Literaturhistoriker Amir Eshel einen polemischen Rückblick auf die Walser-Bubis-Debatte veröffentlichen. Auf ausgetretenen Pfaden versucht Eshel den "Ort des Nationalsozialismus im Selbstbild der Bundesrepublik"zu bestimmen, vermag aber Martin Walsers kritsiche Reflexionen zu den fragwürdigkeiten des "Erinnerns" nur als Versuch wahrzunehmen, in die "kollektive Unschuld" zu flüchten, was in der Kontinuität von Botho Strauß’ Wendung vom "‘libertären bis psychopathischen Antifaschimsus’" stehe.

 

Abschied vom allzu gütigen Hegemon

BONN. Das neue Heft der von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Parlaments-Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte (24/2000) scheint in Konkurrenz zu International Affairs treten zu wollen, gibt es sich doch dezidiert geo- und weltpolitisch. Der Erlanger Historiker Gregor Schöllgen, der eine Bilanz deutscher Außenpolitik seit 1990 zieht ("Zehn Jahre als europäische Großmacht"), und die für die "Stärkung internationaler Organisationen" und die europäische Juniorpartnerschaft im Verhältnis zum "gütigen Hegemon" USA eintretenden Politologen Ernst-Otto Czempiel und Ludger Kühnhardt vertreten dabei eher konventionelle Positionen. Abweichend davon plädiert Werner Link dafür, das französische Konzept der "multipolaren Welt" zu adaptieren, was voraussetze, daß deutsche Politiker endlich in den "klassischen Kategorien von Machtgleichgewicht und Hegemonie" denken lernen.

 

Bochumer Promotion eines Spätberufenen

BOCHUM. Die Geschichte von Doktor rer. pol. Ludger Vollmer, grün-alternativer Staatsminister im Auswärtigen Amt, tauge für einen Drei-Groschen-Roman, meint Christine Prußky, Redakteurin der Deutschen Universitäts-Zeitung (Heft 13/2000). Zu seinem Doktorhut an der Bochumer Ruhr-Universität sei der einstige Redakteur der Bochumer Studenten-Zeitung erst 1998, knapp vor dem 50. Geburtstag, gekommen. Sein aus allerlei "Papieren" und Deklamationen gepatchworktes 600-Seiten-Epos "Programm- und Ereignisgeschichte grüner Außenpolitk" sei 1998 fast zu Vollmers eigener Überraschung vom Politologen Wilhelm Bleek "angefordert" und als Promotion akzeptiert worden.

 

ld gegründet. 

Das im Bau befindliche Kolleg, mit einem Stiftervermögen von 28 Millionen Mark im Rücken, wird sich der Erforschung des Ostseeraums und der Kooperation mit Wissenschaftlern und Institutionen in anderen Ostsee-Anrainer-Staaten widmen.


 
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