© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/00 21. Juli 2000

 
Blick in die Medien
Expo
Ronald Gläser

Die Expo ist nur in einer Hinsicht ein Medienereignis: Die ausbleibenden Besucher und das immer höher steigende Defizit der Weltausstellung sorgen für Schlagzeilen. Harald Schmidt kommentierte das Spektakel in Hannover so: "Nach Big Brother ist der neue Trend in Deutschland: 50 Container, 50 Kameras, keiner da – Expo!" So ist nach sechs Wochen Expo klar, daß keine 40 Millionen Besucher, wie ursprünglich erhofft, zusammenkommen werden. Inzwischen rechnen die Verantwortlichen noch mit der Hälfte dieser Zahl. Das erwartete Defizit dürfte sich damit auf eine Milliarde Mark erhöhen.

Die millionenschwere Werbung für die Weltausstellung scheint völlig ergebnislos zu verpuffen. Bis heute wissen viele gar nicht, was bei der Expo eigentlich gezeigt wird. Jetzt soll Verona Feldbusch nach dem Prinzip "sex sells" für mehr Besucher sorgen. Die ehemalige "Peep"-Moderatorin läuft ab nächste Woche in einem Expo-Fernsehwerbespot Seite an Seite mit Sir Peter Ustinov. Diese und andere neue Kampagnen kosten schlappe 70 Millionen Mark.

Frau Breuel und ihre Kollegen haben sich noch weitere Bonbons ausgedacht, um die Besucherzahlen in die Höhe zu treiben: Parkplätze sind nunmehr umsonst. Und in der Expo-Kapelle sollen sich künftig Pärchen das Ja-Wort geben. Wie wäre es mit einer Kooperation mit der RTL-"Traumhochzeit"? Exklusiv gesendet von der Weltausstellung.

Denkbar ist doch auch, daß die nächste Steuersenkung vom Bundesrat live auf der Expo verabschiedet wird?


 
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