© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/00 18. August 2000

 
Meldungen

Kosten für Schreib-reform offenlegen

BERLIN. Der Berliner Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (BVR) hat die umgehende Offenlegung der Kosten gefordert, die die Umsetzung der Rechtschreibreform bislang in Berliner Schulen und Behörden verursacht hat. Auf einer Veranstaltung des BVR sagte der Vereinsvorsitzende Ernst Steppan, offenbar seien die Kosten für die Umsetzung der Reform wesentlich höher als bisher angenommen. Er verwies auf eine Schätzung des Bundes der Steuerzahler aus dem vergangenen Jahr, wonach die Reform allein in Berlin Kosten von mindestens 50 Millionen Mark verursache. Die damalige Finanzsenatorin Fugmann-Heesing habe diese Schätzung (SPD) nie zurückgewiesen. "Ich finde es seltsam, daß die Kostenfrage nie öffentlich diskutiert wurde", sagte Steppan.

 

FPÖ gegen – SPÖ/Grüne für Rechtschreibreform

WIEN. Die Rechtschreibreform habe ein heilloses Chaos verursacht, erklärte der FPÖ-Bildungssprecher Karl Schweitzer, der gleichzeitig eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung forderte. Das Kostenargument sei nicht stichhaltig. "Mittlerweile schreibt jeder so, wie er will, egal ob Journalisten, Schriftsteller, Verlage, Printmedien, Firmen oder Privatpersonen", kritisierte der Freiheitliche den unhaltbaren Zustand. Auch die deutschen Kultusminister seien in dieser Frage völlig hilflos. Die Leidtragenden seien die Schüler, betonte Schweitzer. Diese seien als einzige gezwungen, die neuen Regeln anzuwenden, ihnen müsse geholfen werden. Dies gehe aber nur durch eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Es seien noch genügend Bücher in alter Rechtschreibung vorhanden, so Schweitzer. SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser geht die Reform hingegen nicht weit genug, die Wiener Grünen wollen gar wieder über die allgemeine Kleinschreibung diskutieren.

 

Österreichische Autoren gegen Schreibreform

WIEN. In der Diskussion um die Rechtschreibreform haben sich zahlreiche Autorinnen und Autoren für die Rückkehr zur alten Schreibweise ausgesprochen. So schlossen sich etwa Schriftsteller wie H.C. Artmann, Elfriede Jelinek und Christoph Ransmayr dem Appell von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass an, der die deutschsprachige Presse aufgerufen hatte, "dem Beispiel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu folgen und zur bewährten und besseren Rechtschreibung zurückzukehren", wie die Interessengemeinschaft (IG) österreichischer Autorinnen und Autoren bekannt gab. Außerdem wurde der Aufruf von Ilse Aichinger, Alois Brandstetter, IG-Autoren-Chef Milo Dor, P.E.N.-Präsident Wolfgang Georg Fischer, Gertrud Fussenegger, Gerhard Kofler, Marie-Therese Kerschbaumer, Elfriede Mayröcker, Heidi Pataki, Rosa Pock und IG-Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss unterstützt.

 

Boulevardblatt erscheint nur noch im Internet

WIEN. Das Wiener Boulevardblatt täglich Alles stellte vergangene Woche seine Druckausgabe ein und ist jetzt nur noch unter www.tAonline.at   zu lesen. "Wir halten nichts davon, auf einer teuren Papierzeitung die Nachrichten von gestern mit dem Datum von heute zu verkaufen", hieß es zur Begründung. Das bunte Blatt war vor acht Jahren als Konkurrenz zur Kronen Zeitung gegründet worden. Der Herausgeber Kurt Falk – Ex-Partner von Kronen-Chef Hans Dichand – hatte überraschend die Schließung der Druckerei in Wien bekannt gegeben. Die Redakteure würden jedoch weiter beschäftigt, hieß es. In den vergangenen Monaten war wiederholt über einen völligen Rückzug Falks als Verleger spekuliert worden. täglich Alles hatte 1994 die Anti-EU-Kampagne massiv unterstützt.


 
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