© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Mit Dirndl und Kopftuch
Schulen: Bayern erwägt die Einführung islamischen Religionsunterrichts
Alexander Schmidt

In Deutschland leben heute etwa drei Millionen Muslime, über eine halbe Million Kinder islamischen Glaubens haben einen grundgesetzlichen Anspruch auf Religionsunterricht, der bisher noch in keinem Bundesland gesichert ist. Allein in Bayern besteht seit den achtziger Jahren die islamische Unterweisung für türkischstämmige Kinder in ihrer Muttersprache, Nordrhein-Westfalen steckt mit einem Modellprojekt noch in den Kinderschuhen. Vor einem Monat kam die CSU-Landtagsfraktion dem Drängen von SPD, Grünen und dem Bayrischen Lehrerinnen- und Lehrerverband nach einem islamischen Religionsunterricht nach und nähert sich somit der Forderung von 50.000 muslimischen Schülern nach islamischen Religionsunterricht weiter an. Genau wie in Baden-Württemberg, wo die Kultusministerin Anette Schavan seit 1996 an der Organisation des islamischen Religionsunterrichts arbeitet, ist jedoch auch in Bayern in den nächsten Jahren nicht mit dem Schulfach Islam zu rechnen.

In der gesamten Bundesrepublik besteht keine gesamtislamische Institution, wie dies bei den christlich-jüdischen Religionen ausgebildet ist, allerdings geht der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland davon aus, daß es einen Zusammenschluß der islamischen Gruppen in Deutschland ohne Probleme geben könnte. Deshalb arbeitet eine Gruppe aus islamischen Verbänden, Lehrern sowie Vertreter von Kirche und Verwaltung seit April dieses Jahres an der Planung von Lehrplänen.

Mit dem Unterricht der islamischen Religion in Schulen, erklärt der Fraktionsvorsitzende der CSU im bayrischen Landtag Alois Glück, solle die Integration junger Muslime gefördert werden. Befürworter des Schulfachs Islam erklären, daß durch einen Religionsunterricht, dessen Lehrpläne in Abstimmung mit der türkischen Regierung stehen, fundamentalistischen Bestrebungen von Islamschulen, die bisher keiner Kontrolle unterliegen, entgegengewirkt werde. Dabei besteht jedoch auch die Gefahr, daß im Dialog mit allen islamischen Gemeinschaften Fundamentalisten an Einfluß auf die Gestaltung der Lehrpläne gewinnen oder es schaffen, Lehrer aus ihren Reihen zu stellen. Erklärtes Ziel der Islamisten ist es, in der Ablehnung des europäischen Wertekanons ihre Religion als Grundlage des politischen Lebens durchzusetzen.

Die Islamischen Religionsgemeinschaft Milli Görüs, in der im Jahr 1999 27.000 Mitglieder registriert waren, verfügt über ein Netz an Immobilien, einen Fernsehsender und Internet-Cafes in Deutschland und wird als größte in Deutschland tätige islamistische Organisation bewertet. Unter anderem übt sie starken Einfluß auf den Islamrat und das Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland aus. Ihren politischen Arm hat die Milli Görüs in der Refah-Partei, von der 1996 bis 1997 der Ministerpräsident der Türkei, Necmettin Erbakan, gestellt wurde. Ihr Ziel ist die weltweite Islamisierung.

Letztlich könnte also das angestrebte Ziel der Integration verfehlt werden, indem islamistische Vereinigungen ihren vorhandenen Einfluß geltend machen und die westliche Islamkunde in eine fundamentalistische Lehre umwandeln, die zur Islamisierung führen soll.


 
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