© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Meldungen

Geld für Gesundheit – nicht für Asyl und Heer

WIEN. Die von der ÖVP-FPÖ-Regierung geplanten Einsparungen finden breite Zustimmung: Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes IMAS waren im April erst 46 Prozent von 1.000 Befragten vom Sparetat überzeugt. Jetzt ist dieser Anteil auf 52 Prozent gewachsen. Auf die Frage, welche Art von Staatsausgaben am ehesten nötig sind, wurde mit 55 Prozent als häufigste Antwort "Verbesserungen im Krankenhauswesen" genannt. Dahinter folgen mit je 50 Prozent die "Förderung junger Familien" und die "Betreuung alter Menschen". Die "Unterstützung von Österreichern, die in Not geraten sind" halten 47 Prozent für vorrangig, an fünfter Stelle folgt der Umweltschutz mit 45 Prozent. Am Ende der Skala finden sich jene Ausgaben, die weniger als ein Viertel der Österreicher für vordringlich hält: "Entwicklungshilfe" (22 Prozent), "Kunst und Kultur" (20 Prozent) Unterstützung von Asylanten (16 Prozent) und – als Schlußlicht – die Landesverteidigung (13 Prozent).

 

Ex-Minister: Haider ist ein postmoderner Hitler

VENEDIG. Die italienische Opposition eifert gegen den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, der am 2. September wieder Jesolo besuchen will. "Ich werde Haider nicht die Hand schütteln, wenn er nach Italien kommt", erklärte Ex-Finanzminister Giulio Tremonti der Il Gazzettino: "Haider ist ein Sohn kleiner Nazis, seine Entourage ist von derselben Sorte. Es ist absurd, daß zu Beginn des neuen Millenniums in postmoderner Form der Mann aus Braunau wieder auftaucht", so der Forza-Politiker, der Wirtschaftsminister werden will. Tremonti lobte den Brief des Außenministers Lamberto Dini an seine Wiener Kollegin Benita Ferrero-Waldner, in dem die Regierung in Wien aufgefordert worden ist, "alle zur Verfügung stehenden Mittel zu ergreifen", um weitere Besuche des FPÖ-Politikers in Italien zu verhindern. Umberto Bossi meinte dazu, daß "dieses Europa der Kommunisten und Freimaurer" einen Haider brauche. "Sie haben kein Rückgrat, und sie erdichten Feinde, wo es keine gibt", sagte der Lega-Nord-Chef.

 

Tanne aus Kärnten soll Petersplatz schmücken

ROM. Der Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz wird in diesem Jahr von Kärnten gestiftet. Landeshauptmann Jörg Haider hat, wie er der Zeitung Corriere della Sera sagte, auch schon einen Termin bei Johannes Paul II. – am 16. Dezember. Der FPÖ-Politiker war schon einmal beim Papst, er wurde mit Frau und Kindern – die katholisch sind – 1993 im Vatikan empfangen. Vertreter der jüdischen Gemeinden in Italien sind deswegen besorgt: "Warum akzeptiert die Kirche seinen Besuch?", fragt etwa Angelo Sermoneta, der schon die Proteste gegen den SS-Offizier Erich Priebke organisierte. Usus in den vergangenen Jahren war, daß die vom jeweiligen Landeschef angeführte Delegation auch vom Papst persönlich empfangen wird. Ob dies auch bei Haider der Fall sein wird, ist noch offen.

 

Berlusconi bittet Chirac um EU-"Persilschein"

PARIS. Forza-Italia-Chef Silvio Berlusconi bemüht sich um ein Treffen mit Präsident Jacques Chirac, um der Gefahr vorzubeugen, daß die EU-Partner bei einem Regierungswechsel in Rom ähnliche Sanktionen verhängen wie gegen Österreich, so die Zeitung Nouvel Observateur. Im Zuge einer diplomatischen Offensive habe Berlusconi kürzlich auch mit dem französischen Botschafter in Italien, Jacques Blot, eine Unterredung geführt. Laut Nouvel Observateur hegt Chirac eine gewisse Antipathie gegen Berlusconi. Diese gehe auf seine Zeit als Bürgermeister von Paris zurück, als ihn der damals noch allein auf den Aufbau seines TV-Imperiums konzentrierte Berlusconi mit dem Wunsch bedrängt habe, eine Empfangsantenne des privaten Canale Cinque auf dem Eiffeltum zu plazieren.


 
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