© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Meldungen

Russische Kirche spricht Zarenfamilie heilig

MOSKAU. Die Bischofskonferenz der russisch-orthodoxen Kirche hat vergangene Woche den letzten russischen Zaren Nikolaus II. und seine Familie heiliggesprochen. Die Zeremonie nahm Patriarch Alexij II. in der wieder aufgebauten Erlöserkathedrale in Moskau vor. Zur Begründung der einmütigen Entscheidung der 146 Bischöfe hieß es: "Das Licht des siegreichen christlichen Glaubens zeigte sich in den Leiden der kaiserlichen Familie, die ihre Einkerkerung mit Würde, Geduld und Demut getragen hat, sowie in ihrem Tod in Jekaterinburg in der Nacht zum 17. Juli 1918." Die Familie war auf Befehl der Bolschewisten erschossen worden, als sich eine zarentreue Kosakenarmee näherte. Der Bischof von Königsberg und Smolensk, Metropolit Kirill, erklärte, daß in den letzten Jahren mehrere Wunder nachgewiesen worden seien, die von Ikonen mit dem Bildnis Nikolaus’ II. ausgegangen seien. 1.100 weitere Personen, die als Christen in den zwanziger und dreißiger Jahren von den Sowjets ermordet wurden, sind ebenfalls heiliggesprochen worden.

 

Nein zu Abtreibung und Homosexualität

MOSKAU. Die russisch-orthodoxe Kirche hat erstmals ihre Lehre zu Fragen von Staat und Gesellschaft festgeschrieben. Die in Moskau tagende Millenniums-Konferenz der russischen Bischöfe nahm vergangene Woche die erste ausformulierte Soziallehre einer orthodoxen Kirche an. Die Lehre enthält eine klare Absage an Abtreibung und Homosexualität. "Die Sozialdoktrin liefert eine theologische Bewertung der wichtigsten Probleme der Gegenwart und setzt Regeln, von denen sich Priester und Laien in ihrem täglichen Leben leiten lassen sollen", sagte der Metropolit von Smolensk und Königsberg, Kirill, gegenüber Interfax. Zur Frage der Abtreibung – die in Rußland die häufigste Form der Geburtenkontrolle ist – sagte Kirill der Zeitung Nesawissimaja Gaseta: "Die Kirche kann unter keinen Umständen ihren Segen zu einem Abort geben." 1998 gab es in Rußland doppelt so viele Abtreibungen wie Geburten.

 

Gesetz zum Schutz der slowakischen Sprache

PRESSBURG. Das Kultusministerium der Slowakei plant ein neues Gesetz zum Schutz der slowakischen Sprache. Die an der Regierung beteiligte Partei der ungarischen Minderheit (Magyar Koalíció Pártja – MKP) kritisierte den Entwurf als totalitär. Bemängelt wurde vor allem, daß die Ortschaften in den Publikationen der Minderheiten nur auf slowakisch genannt werden dürfen. Die MKP forderte den slowakischen Ministerpräsidenten Mikulás Dzurinda auf, die Vorbereitungen für die Gesetzesnovelle umgehend zu stoppen, da sie nicht nur den internationalen Verträgen widerspräche, sondern auch dem slowakisch-ungarischen Grundlagenvertrag. Im Zuge der administrativen Neustrukturierung des Landes wollen die slowkischen Ungarn eine Region Csallóköz entwickeln, damit sie bei Wahlen mehr politisches Gewicht bekommen.

 

Stephanus I. von Ungarn auch orthodoxer Heiliger

BUDAPEST. Als erster katholischer Heiliger wird István I., erster christlicher König von Ungarn, von der orthodoxen Kirche kanonisiert. Am 20. August verkündete Bartholomios I., Patriarch von Kostantinopel, bei einer Heiligen Messe in der St. Stefans Basilika die entsprechende Bulle. Anwesend war auch der päpstlichen Nuntius Kardinal Angelo Sodano. Die Feierlichkeiten fanden im Rahmen der Festivitäten zum 1000jährigen Staatsjubiläum von Ungarn statt. Die orthodoxe Heiligsprechung von István I. war relativ problemlos, da die Trennung der Ostkirche von Rom im Jahre 1054 geschah. Zu dieser Zeit war der ungarische Staatsgründer schon gestorben.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen