© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/00 15. September 2000

 
Leichte Schläge auf den Hinterkopf
Ivan Denes

Neben der hierzulande wenig bemerkbaren, angeblich aber besonderen Toleranz Gerhard Schröders hat US-Präsident Bill Clinton in seinem Brief an die "Appeal of Conscience"-Versammlung im New Yorker Nobelhotel Pierre, die zur Ehrung des deutschen Bundeskanzlers bei der Verleihung des Titels "Weltstaatsmann 2000" zusammengekommen war, drei besondere Verdienste genannt: den Stabilitätspakt für Demokratie auf dem Balkan, die Sicherung von Flexibilität und Wachstum für die deutsche Wirtschaft, allem voran aber die Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter.

Die Stiftung "Appeal of Conscience", vor 35 Jahren vom angesehenen New Yorker Rabbi Arthur Schneider gegründet, ist eine lupenrein jüdische Institution. Die in Smokings gehüllten Gäste waren auch allesamt betuchte jüdische Wähler, die ihre Teilnahme am Galadiner mit ansehnlichen Schecks zugunsten der Wahlkasse der Demokratischen Partei, lies in New York: Hillary Clintons, zu erkaufen hatten.

Dies zum Hauptzweck der Zeremonie. Das Aufrücken des ehemaligen Juso-Chefs zum Weltstaatsmann war ein Dankeschön für das Antifa-Milliardengeschenk der deutschen Wirtschaft und des deutschen Steuerzahlers, das – über die späte Entschädigung der Zwangsarbeiter hinaus – an die Ostküstenorganisationen fließen soll.

Hans-Dietrich Genscher und Richard von Weizsäcker, zwei Deutsche die von "Appeal of Conscience" schon vor Jahren mit demselben Titel geehrt wurden, hatten allerdings Verdienste, die weniger mit klingender Münze und mehr mit Politik zu tun hatten.

Richtig wohlgefühlt hat sich Gerhard Schröder nicht bei seinem Besuch in New York und bei der Verleihungszeremonie. Fehlte nur, daß er bei der Entgegennahme des Preises die Hände in den Hosentaschen gehabt hätte. Nun gut. Kommentarlos nahm er die Trophäe entgegen und dampfte ab. Außer Henry Kissinger war schließlich auch kaum ein amerikanischer prominenter Politiker anwesend, da Bill Clinton gleichzeitig einen Empfang gab und mit dem Rest der Staatsgäste des UN-Milleniumsgipfels Hof hielt.

Aus der Burschikosität, mit der Schröder durch New York schlenderte, spricht immerhin eine gewisse sympathische Renitenz, wenn diese auch noch nicht in offenen politischen Widerstand gegen eine zuweilen anmaßende US-amerikanische Politik umgeschlagen ist.

Eher phänotypisch für das überkommene Auftreten deutscher Politik in den USA ist da schon der ruckartige und beflissene Gang Rudolf Scharpings. Nicht ganz ohne Ironie war der Unfall beim Einfahren auf das Gelände des Pentagon, des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Als der Wagen des Ministers über die Sicherheitsschranke fuhr, schnellte eine hydraulische Sperrmauer hoch, die Scharping unsanft gegen die Decke des Wagens schleuderte.

Was lernen wir daraus? Wer nicht aufpaßt, kann vom großen Bruder schnell leichte Schläge auf den Hinterkopf verpaßt bekommen, damit das Denkvermögen erhöht wird


 
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