Ein in seiner Ahnungslosigkeit und Begriffsstutzigkeit schon wieder amüsanter Aufsatz ziert in dieser Woche den Spiegel. Dort werden linke 68er-"Intellektuelle" gefeiert, weil sie das "glückliche Deutschland", das endlich erfolgreich "entgermanisierte" und globalisierte "Döner-Deutschland" für sich entdeckt hätten und darüber fast zu Patrioten geworden seien.

Alles könnte doch so schön sein, klagt das Hamburger Nachrichtenmagazin, alles könnte so viel Spaß machen: "Big Brother", "Deutsch-Türk-Comedys", "Pixelpark selbst in Sachsen-Anhalt". Aber da seien leider einige rechte "Dumpfbacken", die die holde Idylle störten und der Entgermanisierung im Wege stünden. Diese gelte es zu bekämpfen, diese und ihre intellektuellen Hintermänner, Botho Strauß zum Beispiel und die anderen Autoren der "selbstbewußten Nation". Daß die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint.

Wohl noch nie ist dem gegenwärtigen rot-grünen Biedermeier ein liebevolleres Kränzchen aus Stroh und Papierblumen geflochten worden. Der Leser sehnt sich nach Lektüre des Artikels richtig nach den "Dumpfbacken", hinter deren dumpfer Backigkeit doch immerhin rohe, bildbare Kräfte walten könnten. Es besteht Klärungsbedarf.

Bei den Spiegel-Patrioten hingegen ist alles klar. Sie sind Klarsichtbacken, Backen in Klarsichtfolie. Jeder kann sehen, daß keine Kraft in ihnen steckt, keine Muskulatur, nur schwammiges Sitzfett. Guten Appetit, glückliches Deutschland!