© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/00 15. September 2000

 
Meldungen

Stiftung Lesen beklagt Verfall der Lesekultur

FRANKFURT/MAIN. Einen beständigen Verfall der Lesekultur in Deutschland hat der Geschäftsführer der Stiftung Lesen, Klaus Ring, beklagt. "Die Lesekultur der Deutschen befindet sich zwar nicht im Sturzflug, aber in einem beständigen Sinkflug", schreibt er in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zum Weltalphabetisierungstag. Die tägliche Lesezeit habe sich seit 1980 um rund 30 Prozent verringert. Besonders lesefaul seien Jugendliche: Bei einer aktuellen Umfrage hätten 41 Prozent der 12- bis 15jährigen angegeben, überhaupt keine Bücher mehr zu lesen. Dies wirke sich letztlich fatal auf die schlichte Lesefähigkeit aus, beklagte Ring. So habe ein Drittel der Achtklässler einer Untersuchung zufolge nach dem Schulabgang Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Als Gegenmittel empfiehlt die Stiftung Lesen ein "zeitgemäßes Lesemarketing". Mit gezielten Kampagnen sollen Kinder und Jugendliche zum Lesen angeregt werden.

Annemarie Düringer ausgezeichnet

WIEN. Die Schweizerin Annemarie Düringer (74) ist mit dem Titel "bedeutendste und würdigste Bühnenkünstlerin des deutschsprachigen Theaters" ausgezeichnet worden. Diese Ehrung wurde der Schauspielerin am Freitag vom Burgtheater in Wien zusammen mit dem Alma-Seidler-Ring verliehen. Der Ring wurde von der österreichischen Regierung zum Andenken an die Burgschauspielerin Alma Seidler (1899–1977) in deren Todesjahr gestiftet. Erste Preisträgerin war Paula Wessely (1907–2000), Kammerschauspielerin und Doyenne des Burgtheaters. Sie hatte in ihrem Testament die Wahl ihrer Nachfolgerin getroffen. Die in Basel geborene Annemarie Düringer hatte von 1947 bis 1949 das Reinhardt-Seminar in Wien besucht und gehörte danach zum Ensemble des Burgtheaters. Sie spielte in Stücken von Schiller, Moliere, Grillparzer, Ibsen, Gorki, Hauptmann, Miller, Shakespeare, Strindberg und Tschechow. Im Jahre 1954 gab sie ihr Film-Debut und feierte auch dort Erfolge in Streifen wie "Feldherrnhügel" und "Gefangene der Liebe" mit Curd Jürgens.

Heftige Kritik an Filmförderung

MAINZ. Heftige Kritik an dem System der deutschen Filmförderung hat der künftige Leiter der Berliner Filmfestspiele, Dieter Kosslick, geübt. "Die deutsche Filmförderung ist eine komplett konservative Schnarchabteilung, weil jeder Angst hat, etwas zu verlieren, wenn er etwas verändert", sagte er in einer Magazinsendung des Fernsehsenders 3Sat vergangenen Mittwoch. Als Beispiel für die Probleme, vor denen die deutsche Kinobranche stehe, wies der ehemalige Chef der Filmförderung in Nordrhein-Westfalen auf die Unfähigkeit der einzelnen Bundesländer hin, in der Förderung zusammenzuarbeiten. "Wir können nicht mit einer 35 Jahre alten Filmförderung, die im Prinzip gleich geblieben ist, auf die digitalen Herausforderungen antworten. Jede Bäckerei hätte schon schließen müssen, wenn sie sich so verhalten hätte." Kosslick gilt als Vertrauter von Kulturstaatsminister Michael Naumann, der sich um Reformen und neue Ansätze in der einheimischen Filmbranche bemüht.


 
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