© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/00 29. September 2000

 
CD: Jazz
Hochkarätiges
Michael Wiesberg

Bereits sein drittes Album für das in Starnberg ansässige Label Tutu-Records hat dieser Tage der Saxophonist und Jazz-Vokalist Monty Waters vorgelegt. "Jazzoetry" (Tutu CD 888 196) heißt das neueste Werk, das Waters zusammen mit seiner "Hot Rhythm Junction", zu der Paulo Cardoso (Baß und Stimme) und Tom Nicholas (Schlagzeug und Stimme) gehören. Mit dem Blues-Musiker Muddy Waters verbindet Monty Waters die Liebe zum Rhythm’n’ Blues. Die Vorbilder seiner Jugend weisen aber in eine ganz andere Richtung: Nat "King" Cole und Louis Jordan nennt Waters als prägend für seinen musikalischen Werdegang. Musikalisch lehnt sich Waters zwar an den Jazz der sechziger und siebziger Jahre an, verbindet diesen aber mit verschiedenen Elementen schwarzafrikanischer Musik zu einer eigenständigen, spannenden Melange. Waters macht aber nicht nur Musik, er erzählt auch Geschichten. Seine spröden Erzählungen, die um Liebe und Lebenskampf kreisen, erinnern in der Tat, wie es im Waschzettel zu dieser CD zu lesen steht, "in ihrer spröden Direktheit an den "schwarzen Miller James Baldwin". Dieser Mischung aus Jazz und Poetik verdankt Waters’ Album auch seinen Namen: "Jazzoetry". Keine Frage: Der Mixtur, die Waters, Cardoso und Nicolas vorgelegt haben, gebührt wegen ihres hohen künstlerischen Anspruchs höchste Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit verdient auch der Nachwuchs-Gitarristen Ansgar Dälken für sein Album "Madeleine". Es ist die erste Produktion, die Dälken für das Osnabrücker Label "Acoustic Music Records" vorgelegt hat. Dälken und "seine Gäste" – Peter Jakk (Bass), Danyl Sycamore (Saxophon), Jürgen Pfeiffer (Schlagzeug) und Jens Kommick (Bouzouki) – entfalten auf dieser Einspielung atmosphärisch dichte Klanglandschaften, die man sonst allenfalls bei Ralph Towner oder Oregon hören kann. Dälken zeigt sich auf seiner insgesamt zweiten Einspielung als Klangmaler mit hoher Expressivität, von dem hoffentlich noch viel zu hören sein wird.

Zum Inbegriff des Jazz-Gitarristen ist der 1999 verstorbene Charles L. ("Charlie") Byrd geworden. Byrd hat wie bisher kein anderer die spanisch-südamerikanische Technik der klassischen Gitarre für den Jazz zu erschließen vermocht, ohne dabei Swing und Jazzgefühl einzubüßen. Weltweit bekannt wurde Byrd als Partner von Stan Getz durch Aufnahmen wie "Des-afinado" oder "One Note Samba". Die CD "Byrd by the Sea" (Fantasy Records; Vertrieb ZYX-Music Merenburg) bietet Aufnahmen, die Byrd zusammen mit Bertell Knox (Schlagzeug) und Joe Byrd (Baß) Anfang März 1974 aufgenommen hat. Darunter befinden sich eine Reihe von Stücken, die bisher nicht veröffentlicht worden sind. Auf dieser Scheibe, die insgesamt 15 Dokumente der beeindruckenden Fähigkeiten Byrds versammelt, ragt seine Interpretation des Roberta Flack-Hits "Killing me softly with his Songs" heraus. Allein schon wegen dieser Aufnahme lohnt die Anschaffung dieser CD.

Zusammen mit dem italienischen Schauspieler und Sänger Camillo d‘Ancona hat der Gitarrist Michael Sagmeister soeben ein Album mit dem Titel "dedicato" (Acoustic Music Records) vorgelegt. "Diese CD", so d’Ancona, "spiegelt auch die 23jährige Freundschaft zwischen Michael und mir wieder". Mal sanft, mal heiser kommt die Stimme des Italieners daher, die sich auf das Spannendste mit der virtuosen Jazzgitarre Sagmeisters verbindet. Mit von der Partie sind hochkarätige deutsche Musiker wie Thomas Heidepriem (Baß), Michael Küttner (Schlagzeug) und Christoph Spendel (Piano), die in Kooperation mit Sagmeister und d’Ancona eine harmonische Mischung zwischen Jazz, Bossa Nova und Pop entstehen lassen. Man spürt, daß sie den Jazz mögen, von dem d’Ancona sagt, daß dessen Klang die Gefühle der Seele auszudrücken vermag.


 
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