© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/00 29. September 2000

 
Frisch gepreßt

Franz J. Strauß. So oft wie Honecker im Neuen Deutschland während der Leipziger Messe ist Friedrich Voss, einst persönlicher Referent des CSU-Heiligen und jetzt Chronist seines Erdenwandels, im Bildteil einer hagiographischen Strauß-Biographie abge- lichtet. Immerhin vermittelt sein Tagebuch die Illusion, post festum Zutritt zum Sperrkreis der Macht erhalten zu haben ("Den Kanzler im Visier. 20 Jahre mit Franz Josef Strauss". v.Hase&Koehler Verlag,Mainz/München 1999, 416 Seiten, Abb., 55 Mark).

Gehlen und Plessner. Im Herbst 1958 nahm Armin Mohler in Berlin an einem Soziologen-Kongreß teil. Dort lernte er den Philosophen Arnold Gehlen (1904-1976) kennen, ein Treffen, von dem er brieflich berichtete: "Gehlen, mit dem ich Mittag aß, hat eines der bösesten Mäuler, das ich je gehört habe. Er macht in fünf Minuten zehn Zeitgenossen zur Sau, und schiebt erst noch nach jeder Abschlachtung eine scharf-schneidende Lache ein." Kein Wunder, daß Mohler seit 1970 Criticón, das Zentralorgan rechtsintellektueller Gegenöffentlichkeit, am "beißenden Spott" und "stärkenden Zynismus" von Gehlens "Moral und Hypermoral" (1969) ausrichtete. Blickt man auf Criticóns aktuelle geistige Verfassung (siehe JF 31-32/00), erfüllte Mohlers Hoffnung sich jedoch nicht, daß man nach Gehlen "gewisse wohlfeile Gedanken nicht mehr vorbringen" könne, "ohne sich lächerlich zu machen". Darum also: Zurück zu Gehlen! Dabei hilft Christian Thies‘ klare, auf Anthropologie, Geschichtsphilosophie und Institutionslehre konzentrierte Einführung in dessen Werk. Wesentlich schwerer tut sich Kai Haucke damit, Helmuth Plessner, den "liberalen" Exponenten Philosophischer Anthropologie, (zu "unpolitisch"!) vorzustellen ("Gehlen zur Einführung" und "Plessner zur Einführung", beide Junius Verlag, Hamburg 2000, 172 bzw. 183 Seiten, je 25,80 Mark).


 
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