© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/00 06. Oktober 2000

 
WIRTSCHAFT
Globalisierungsteufel IWF und Weltbank
Bernd-Thomas Ramb

Sang- und klanglos ist in Prag der Weltwirtschaftsgipfel mit der gemeinsamen Tagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) beendet worden. Das heißt nicht, daß der pompöse Treff der Weltwirtschaftsmacher lautlos über die Bühne gegangen wäre. Gewalttätige Proteste von "Globalisierungsgegnern" begleiteten die Veranstaltung, nach der Tagung in Seattle nun schon zum zweiten Male.

Die ebenfalls internationale Teilnehmerschar der Demonstranten provoziert die Frage, wer eigentlich für die Spesenrechnungen des Jetset-Protests aufkommt.

Die Motive der IWF/Weltbank-Gegner sind durchaus nicht so einheitlich, wie es nach außen scheint. Erste Schlägereien unter den Protestlern waren daher zu vermelden. Nach der offiziellen Verlautbarung der "Initiative gegen Ökonomische Globalisierung – Prag 2000" wird kritisiert, daß IWF und Weltbank im Rahmen der "Strukturanpassungsprogramme" strenge Auflagen für Kredite an die Entwicklungsländer einschließlich Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung vorgeben. Diese Maßnahmen würden "die Position des transnationalen Kapitals stärken, während sie die Position der Mehrheit der sich entwickelnden Welt schwächen". Die rivalisierenden IWF/Weltbankgegner bemängeln dagegen, daß diese Maßnahmen nicht stringent genug befolgt, die Unterstützungsmilliarden wirkungslos verpulvert würden. Das Ergebnis ist das gleiche, die ärmeren Staaten kommen nicht voran und verschulden sich immer mehr. In einem haben beide recht: das Halbherzige ist der Tod der Effizienz. IWF und Weltbank können sich offensichtlich nicht davon befreien. Ihre Abschaffung könnte den Gordischen Knoten der Entwicklungshilfemisere lösen, aber wer hat schon den Mut zu dieser Forderung.


 
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