© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/00 20. Oktober 2000 |
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Meldungen Haider: Ausbildung statt Green Cards WIEN. Der österreichische
FPÖ-Politiker Jörg Haider hat sich für eine verbesserte Ausbildung von Inländern
anstelle eines Zuzugs ausländischer Facharbeiter nach Österreich ausgesprochen. Die
Diskussion um Green Cards für Ausländer müsse beendet werden, forderte der Kärntner
Landeshauptmann (Ministerpräsident) am Donnerstag. Statt über den "Import von
Fachkräften" nachzudenken, solle die österreichische Bundesregierung eine
Bildungsoffensive starten, "damit die dringend benötigten Fachkräfte unverzüglich
im Land selbst ausgebildet werden können", sagte der frühere Chef der
rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei (FPÖ). Innenminister Ernst Strasser (ÖVP)
hatte sich am Mittwoch im Kabinett mit einem Vorschlag eine Abfuhr geholt, der die
Erhöhung der Quote für die Zuwanderung nach Österreich im kommenden Jahr von 8.000 auf
9.500 Personen vorsah. Sein Plan wurde bei der Kabinettssitzung von Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel (ÖVP) und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ) abgelehnt. In dem Entwurf
des Politikers der konservativen Volkspartei (ÖVP) waren Zusatzgenehmigungen für
Informationstechnologie-Experten enthalten. Haider rief dazu auf, dem Beispiel seines
Bundeslandes Kärntens zu folgen. Hier seien an Schulen und Universitäten Schwerpunkte
bei der Ausbildung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie gesetzt worden.
Haider hat sich aus der Parteispitze zurückgezogen, gilt aber immer noch politisch als
bestimmend. BOZEN. Der Landtag von Südtirol hat in einer einstimmigen Resolution die EU dazu
aufgefordert, den Schutz nationaler und anderer Minderheiten zu gewährleisten und
diskriminierende Bestimmungen wie die Benesch-Dekrete aufzuheben. Wörtlich heißt es in
der Entschließung: "Rechtsvorschriften in europäischen Ländern, die Menschen
aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu nationalen Minderheiten ... oder aufgrund anderer
gruppenspezifischer Merkmale diskriminiert" haben "oder die die Grundlage für
Maßregelungen, Freiheitsentzug oder gar Vertreibungen waren oder sind, müssen vor einem
Beitritt zur Europäischen Union aufgehoben werden". Der Südtiroler Landtag
bekräftigte weiter, daß Angehörige nationaler Minderheiten, die "durch Druck zum
Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden" die Solidarität der europäischen
Staatenfamilie brauchen. PRESSBURG. Die Slowakei bereitet sich bis Ende des Jahres 2003 auf den EU Beitritt vor. Das Land wolle die Möglichkeiten des "Regattamodells"(individueller Beitrittsverhandlungen) voll ausnutzen und die Verhandlungen mit der EU beschleunigen, sagte der slowakische Ministerpräsident Mikulas Dzurinda nach einem Gespräch mit dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in Preßburg. "In dieser Hinsicht schätzen wir die Position der österreichischen Regierung sehr", betonte Dzurinda. Schüssel führte im Rahmen eines eintägigen Arbeitsbesuches in Preßburg Gespräche mit Dzurinda, Parlamentspräsident Jozef Migas und mit Außenminister Eduard Kukan. Bei einer anschließenden Pressekonferenz betonte Dzurinda, dass der Bericht der drei Weisen die slowakische Position zu den Sanktionen der 14 EU-Partner gegen Österreich bewiesen habe. "Wir sind immer überzeugt gewesen, daß Österreich ein demokratisches Land ist und bleibt." Schüssel erklärte, die Position der Slowakei während der Sanktionen sei für Wien besonders wichtig gewesen: "In schwierigen Zeiten erkennt man die wirklichen Freunde", unterstrich der österreichische Bundeskanzler. |